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in geringer Entfernung von einander segelnd, die Strecke über den Ocean zu-
rücklegten, Leichte östliche Winde, welche die „Hedwig“ gleich in den ersten
Tagen der Reise traf, hielten dies Schiff derart zurück, dass beide Schiffe den
Meridian von 60° W-Lg an demselben Tage schnitten, und diese hielten sich
von da an nahe zu einander, bis sie am 27, August zugleich in den Kanal
einliefen. Die Reise der „Hedwig“ hatte 24 Tage gedauert.
6. Reise des Bremer Schiffes „Hermann“, Kapt. W. Bambach.
Wie eine Anzahl anderer deutscher Schiffe verliess im Herbste 1877
auch das eiserne Schiff „Hermann“ den Bristol-Kanal, um mit einer Ladung
Kohlen nach Singapore zu segeln. Günstiger Ostwind hatte das Schiff bis zum
6. September in 16° W-Lg zum Parallel von 40° N geleitet, als es in dieser
Breite auf westlichen Wind traf; trotzdem erreichte es am 12. September
30° N-Br in 20° W-Lg. Einen halben Grad nördlich von dieser Breite war das
Schiff in die Zone des Passats gelangt; in demselben wurde so gesteuert, dass
man 20° N-Br in 24,8° W-Lg schnitt. In 12,2° N-Br und 25,2° W-Lg verlor der
„Hermann“ am 19. September den Passat wieder; es folgte auf ihn, ohne dass
vorher Windstille angetroffen worden war, südwestlicher Monsun, mit welchem,
über B. B.-Bug am Winde liegend, weiter gesegelt wurde. Am 24. September lief
der „Hermann“ mit der nach demselben Ziele bestimmten Bremer Bark
„Britannia“ zusammen. Der „Hermann“ lag ostwärts über, bis er 16,7° W-Lg
in 4,3° N-Br angesegelt hatte; hier erst wurde gewendet und nach Westen ge-
steuert; die äquatoriale Grenze des SE-Passats hatte man in 4,6° N-Br über-
schritten. Am 28. September gelangte der „Hermann“ in 22,5° W-Lg zum
Aequator, es waren bis dahin 26 Tage seit dem Verlassen von Lundy Island
im Bristol-Kanal verflossen.
Im Südlichen Atlantischen Ocean, wo der Passat von nur mässiger Stärke
angetroffen wurde, kreuzte der „Hermann“ 10° S-Br in 27,3° W-Lg am 2. Oktober;
20° S-Br in 30,1° W-Lg am 6. Oktober, und 30° S-Br in 25,6° W-Lg am
11. Oktober. In 22,1° S-Br und 30,1° W-Lg hatte man das Gebiet des Passats
verlassen; südlich desselben wurden veränderliche, vorherrschend aus südwest-
licher Richtung wehende Winde angetroffen, die auch nur selten in erwünschter
Stärke wehten. Am 10. Oktober wurde das nach demselben Hafen bestimmte
Bremer Schiff „Deike Rickmers“ angesprochen, und am 19. Oktober der Meridian
von Greenwich in 38,5° S-Br geschnitten, 21 Tage später, als der Aequator
überschritten worden war.
Am 20. Oktober gelangte der „Hermann“ in 4° O-Lg südlich des Parallels
von 40° 8, segelte erst auf östlichem Kurse noch etwas Süd mit an bis 43° S-Br
und folgte dann einem rechtweisenden Ostkurse. Die Winde, welche man in
dieser Breite antraf, waren dem Weiterkommen nach Osten fast stets günstig ;
östlicher Wind, der hindernd wirkte, wurde eigentlich nur an einem Tage be-
obachtet. Von Stürmen hatte man gar nicht zu leiden, vielmehr war die Wind-
stärke zeitweise sehr gering. Auffallend war die niedrige Temperatur des
Meeres, welche man in 42,7° S-Br, zwischen 37° O-Lg und 57° O-Lg, beobachtete,
Der Unterschied in der Meereswärme auf dieser Strecke und westlich und
östlich von jenen Längen betrug etwa 6° C.
Am 10. November erreichte der „Hermann“ in 40° S-Br den Meridian
von 80° O-Lg nach 212 Tagen, die verflossen waren, seit er den Meridian
von Greenwich überschritten hatte. An demselben Tage aber in 36,6° S-Br
gelangte auch die „Britannia“ zum ersterwähnten Meridian. Nördlich von 40°
S-Br fand der „Hermann“ sehr veränderliche Winde; man kreuzte mit ihnen
30° S-Br in 89° O-Lg am 14. November; ihr Ende fanden sie erst am 20. No-
vember in 24,5° S-Br und 91,6° O-Lg, wo sie durch den SE-Passat ersetzt
wurden. Auf nahezu rechtweisendem Nordkurse eilte das Schiff nun der Linie
entgegen und kreuzte dieselbe am 28. November in 91,2° O-Lg, ohne auch nur
eine Spur vom NW-Monsun angetroffen zu haben. Einen Tag früher hatte die
„Britannia“ in 92,6° O-Lg die Linie passirt. Der südöstliche Wind endete für
den „Hermann“ in 2,5° N-Br und 92,1° O-Lg; hier wurde das Schiff noch zwei
Tage hindurch durch Stile und Mallung zurückgehalten; durch die darauf