Aehnliches erlebten auch wir am 31. Oktober 1877, und fanden wir am
nächsten Mittag eine Stromversetzung von 44 Sm rw S 44° E. Vom Kap Onkona
scheint die Strömung dann wieder eine mehr südliche Richtung zu nehmen.
Dass die Strömung in ihrer Richtung jedoch nicht beständig ist, sondern
in je 24 Stunden sich vielleicht einmal um 180° ändert, schliesse ich aus
Folgendem: Am 4. November des Morgens lotheten wir 38 und später 36m
Wassertiefe und fanden, dass die Strömung uns stark südlich versetzte, weshalb
wir ankerten, Am Talg des Lothes befanden sich nur zerbröckelte Korallen-
reste. Vermittelst des Loggs bestimmten wir die Geschwindigkeit des Stromes
zu 214 Sm in der Stunde und peilten die Richtung S14°E. Während des
ganzen Vormittags hatten wir fast gänzliche Windstille, das Schiff drehte sich
jedoch allmählich mit der Strömung, und peilten wir dieselbe um Mittag recht-
weisend Ost, während die Geschwindigkeit ungefähr I Sm in der Stunde betrug.
Der Ankerplatz des Schiffes befand sich gemäss unserer Beobachtung auf
2° 47’ S-Br und 118° 16‘ O-Lg. “U
Hieraus erhellt, dass Ebbe und Fluth jedenfalls die Strömungen be-
einflussen; inwieweit dieses jedoch geschieht, war mir leider nicht möglich, auch
nur annähernd festzustellen, da die örtlichen Verhältnisse, sowie die Lage der
Strasse zur fortschreitenden Bewegung der Fluthwelle gewiss einen nicht zu
unterschätzenden Einfluss auf die Zeiten von Hoch- und Niedrigwasser ausüben,
bis.jetzt aber leider gar keine Beobachtungen darüber bekannt geworden sind.
Zum Schluss will ich nicht unterlassen, noch einer eigenthümlichen Er-
scheinung Erwähnung zu thun, welche mir während der Zeit meines Aufenthaltes
in der Macassar - Strasse aufgefallen ist. Wir beobachteten öfters, dass cine,
einer stärkeren Brandung täuschend ähnliche Stromkabbelung, auch bei fast
gänzlicher Windstille, plötzlich auftauchte, um- dann nach kürzerer, manchmal
auch nach stundenlanger Dauer ebenso plötzlich wieder zu verschwinden. Durch
diese Erscheinung wird die Vermuthung nahe gelegt, dass vielleicht ‘einige
Seeleute, von der Aehnlichkeit getäuscht, jene Stromkabbelungen für wirkliche
Brandung gehalten. und darüber berichtet haben, in Folge dessen Untiefen in
den Karten angegeben sind, die in Wirklichkeit gar nicht vorhanden sind. Als Bei-
spiel führe ich die allerdings als zweifelhaft angegebene Bank in SO der Insel
Balabalangbantoea an (2° 47‘ S-Br, 118° 22‘ O-Lg), welche wir vom 4. auf den
5. November hätten finden müssen, da das Schiff in nächster Nähe dabei vorbei-
gekommen sein muss, Trotz eines guten Ausgucks und des häufigen Gebrauches
des Lothes war aber weder irgend ein Anzeichen einer Bank zu entdecken, noch
eine bedeutende Abnahme der Wassertiefe zu bemerken.
Auszug aus dem Wetterbuche des Hamburger Schiffes” Lotte‘, Kapt. Hildebrandt.
Macassar-Strasse.
Datum
Observirte
Länge
1873 * süia ! Ost
Nov. 8
» 9
„ 10
il
12
12
To ©’
5 42
4 12
3 41
3 39
2 28
116° 30‘
16 21
116 44
118 30
118 45
118 50
14
15
16
3 27
3 37
3 39
118. 44
118 52
118 49
“7 434
185 5
19 ) 5 28
209 15 94
'*3 38
„3 20
118 46
118 528
Stromversetzung
Richtung
Stärke
|" Sm
In 94Ab
N60° E
N31°E
N 8°W
N81°E
S69°E
S 8308
a3
S 18° E
S42° X
SG 90 8
90
4
20
Süd
340° W
Kane |
29
26
DB
Vorherrschende Winde
Südlich .
Südlich, Westlich und Oestlich
Südöstlich
Südöstlich 0
Südöstlich, Südlich, Südwestlich
Nordwestlich, Stille _ -
Südwestlich ;
Veränder]., Nördlich u. Westlich
Veränderl., S., N, NE
Veränderl., S, N, NE
Westlich und Nordwestlich
Veränderlich
SSE und E
Bemerkungen
Das Schiff trieb dem Lande zu, so dass
Boote gebraucht wurden,
Das Schiff kehrte um, um auf dem kürzesten
Wege die Gilolo - Durchfahrt zu ge-
winnen. -