Neumann, G.: Über den Aufbau u. die Frage der Tiefenzirkulation des Schwarzen Meeres. 19 
im dynamischen Aufbau eine dynamische Bezugsfläche (Nullschicht) für den 
Strom darstellt. Diese Annahme wird dadurch bekräftigt, daß die Tiefenlage 
der angenommenen Bezugsfläche weitgehend mit der Tiefenlage der Grenz- 
flächen der Wasserarten übereinstimmt, 
Nach Festlegung der dynamischen Bezugsfläche konnten die absoluten Topo- 
graphien der Druckflächen berechnet werden. Die dynamische Berechnung 
führte zu dem auffallenden Ergebnis, daß der vorwiegend zyklonalen Strömung 
in den oberen Wasserschichten antizyklonal gerichtete Wasserbewegungen in der 
Stratosphäre des Schwarzen Meeres gegenüberstehen. Auf Grund der vorliegenden 
Salzgehaltsbeobachtungen in den tieferen Schichten der Stratosphäre konnten 
wichtige Rückschlüsse über den Massenaufbau der unteren Wasserschichten 
gezogen werden. Das vorhandene Beobachtungsmaterial läßt es sehr wahr- 
scheinlich erscheinen, daß die isosteren Flächen in den oberen und unteren 
Schichten entgegengesetzt gewölbt sind. Das vermutete Zirkulationsschema der 
Stratosphäre paßt sich einer solchen Schichtung gut an: die Geschwindigkeit 
des antizyklonalen Tiefenstromes nimmt von der dynamischen Bezugsfläche ab- 
wärts bis etwa 1000 m Tiefe zu, erreicht in den Schichten um etwa 1000 m ein 
Maximum und nimmt dann zum Boden hin wieder ab. 
Zum Schluß sei noch einmal hervorgehoben, daß der berechnete dynamische 
Aufbau der Tiefenschichten von der Wahl der dynamischen Bezugsfläche ab- 
hängt. Wird die auf Grund der wenigen bisher vorliegenden Tiefenbeobachtungen 
gewonnene Anschauung vom Massenaufbau der unteren Schichten der Strato- 
sphäre (Ansammlung salzarmen und leichteren Wassers in der Mitte des Meeres) 
durch ein umfangreicheres und exakteres Beobachtungsmaterial bestätigt, dann 
wird damit auch die Richtigkeit der vermuteten Tiefenzirkulation gestützt. Es 
ist dies der erste Versuch, etwas Klarheit über die Wasserbewegungen der 
Stratosphäre des Schwarzen Meeres zu gewinnen. Vorarbeit ist auf diesem Gebiet 
im Schwarzen Meer noch nicht geleistet worden, und an das spärliche Beob- 
achtungsmaterial kann man nicht immer sehr hohe Ansprüche stellen. Erst an 
Hand zuverlässiger und systematischer Tiefenbeobachtungen wird es später 
möglich sein, viele Fragen der stratosphärischen Zirkulation des Schwarzen 
Meeres, über die vorläufig nur Vermutungen ausgesprochen werden konnten, 
einer endgültigen Lösung näher zu führen, 
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