Abb. 5.5 stellt also nicht nur die zeitliche Entwicklung der Sauerstoffmenge für die
nördliche Station A dar, sondern auch alle Prozesse, die diese CE-Konzentration im
Wasser bestimmen. Die nördliche Nordsee ist durch das Ausbilden der saisonalen
Schichtung charakterisiert, die die zeitliche Entwicklung der Sauerstoffkonzentration
beeinflusst. Aus diesem Grund wird die Wassersäule mit der Wassertiefe von 138 m in
drei Bereiche aufgeteilt. In Abb. 5.5 sind die Flüsse und Sauerstoffmengen in der
euphotischen Zone (a, 0-30 m), in der mittleren Zone (b, 30-100 m) und in der
Bodenzone (c, 100-138 m) dargestellt. Für den Sauerstoff (rote Kurve) zeigen sich drei
Jahresläufe, die aufgrund der verschiedenen Wassertiefe (30 m; 70 m und 38 m) mit
unterschiedlichen Anfangsgehalten starten.
Wie die Abb. 5.5 a zeigt, wird der Sauerstoffgehalt nicht nur durch die biologischen
Prozesse, sondern unter anderem durch den physikalischen Austausch mit der
Atmosphäre (grüne Kurve) beeinflusst, der allerdings auf die euphotische Zone begrenzt
ist. Seine Richtung hängt vom Sättigungsgrad des Sauerstoffs in der Oberflächenschicht
ab. Wird die physikalisch mögliche Sättigung von 100 % erreicht, so wird kein
Sauerstoff aus der Atmosphäre mehr eingetragen. Übersteigt der
Sauerstoffsättigungsgrad aufgrund der Photosythese oder der Temperaturerhöhung
100 %, diffundiert der Sauerstoff aus dem Wasser hinaus. Für den Gasaustausch ist wie
bereits oben gezeigt die Windgeschwindigkeit von Bedeutung. Ihre Rolle wurde im
Kapitel 4 dargestellt und diskutiert.
Abb. 5.5 a zeigt, dass bis zum Ende März Sauerstoff aus der Atmosphäre eingetragen
wird. Gleichzeitig werden die darunter liegenden Wassermassen aufgrund der
vollständigen Durchmischung (mix_o2o > 0 für b und c) gut mit Sauerstoff versorgt.
Die Zunahme der Phytoplanktonbiomasse, die hauptsächlich auf die Oberflächenschicht
begrenzt ist, ist zusätzlich für den schnellen Anstieg der Sauerstoffmenge (Abb. 5.5 a)
verantwortlich, der Sauerstoffgehalt der darunter liegenden Schichten (Abb. 5.5 b, c)
dagegen steigt in den ersten vier Monaten nur aufgrund der Diffusion an. Obwohl die
Sättigung in der Oberflächenschicht schon Ende März erreicht wird, steigt die
Konzentration weiter aufgrund der hohen Rate der Photosynthese an. Der maximale
Sauerstoffgehalt mit etwa 10 mol 02*m' 2 wird am 127. Tag erreicht. Bis zu diesem Tag
überwiegt die O2-Produktion (phc_o2o) den O2-Verbrauch durch die Atmung des
Zooplanktons (o2o_zoc), die Respiration der Bakterien (o2o_bac) sowie den
Sauerstoffverbrauch im Sediment (o2o_sed). Die Sauerstoffmenge bleibt während der
Wachstumsphase des Phytoplanktons in der euphotischen Zone nach leichtem Abfall im
Mai/Juni relativ konstant. Der Grund dafür ist das Gleichgewicht zwischen der O2-
Produktion, dem 02-Verbrauch und dem 02-Verlust über die Wasseroberfläche
(unterstützt durch die sommerliche Erwärmung des Wassers). Ab Ende April bildet sich
die thermische Schichtung aus (dies zeigen die z.T. starken Temperaturunterschiede in
den einzelnen Schichten bis zum Oktober, s. Abb. 5.2 a). Die große Sauerstoffmenge in
der Deckschicht kann nicht in die tieferen Schichten gelangen.