4 Untersuchungen zum Gasaustausch
4.1 Anwendung verschiedener Parametrisierungen der Transfer
geschwindigkeit und ihre Auswirkung auf die Sauerstoff
konzentration im Wasser
Der Gasaustausch von Sauerstoff zwischen der Atmosphäre und dem Wasser wird in
der Regel durch Parametrisierungen (s.a. Kapitel 2.2) beschrieben. Es gibt zahlreiche
Ansätze, bei denen die Abhängigkeit des Gas au stau sehe s von den entscheidenden
Einflussgrößen, wie z. B. der Windgeschwindigkeit und der Wassertemperatur,
berücksichtigt wird. Die Windgeschwindigkeit Uw (in 10 m Höhe über der
Wasseroberfläche) ist jedoch der wichtigste äußere Faktor, der die Gasaustausch-
Transfergeschwindigkeit kw beeinflusst. In einer großen Zahl von Labor- und
Felduntersuchungen wurde versucht, die Funktion kw(Uw) zu bestimmen. Abb. 2.7 (a,
b) zeigt Resultate aus einigen Experimenten (die kw -Werte wurden jeweils auf eine für
O2 typische Schmidtzahl von 589 normiert). Diese Experimente liefern für kleine
Windgeschwindigkeiten unterhalb von 4-6 m-s' 1 relativ kleine Austausch
geschwindigkeiten kw zwischen 0.01 und 3.5 m-d' 1 . Oberhalb einer kritischen
Windgeschwindigkeit von ca. 6 m-s' 1 steigt kw(Uw) stärker an, was mit einer
qualitativen Veränderung der Wasseroberfläche (Schaumkronen, Gischtbildung,
signifikante Vergrößerung der Oberfläche zwischen Wasser und Luft)
Zusammenhängen dürfte. Die Abb. 2.7 zeigt, dass große Differenzen zwischen den
verschiedenen Experimenten bestehen und unterschiedliche Fittungskurven für die
Funktion kw(Uw) abgeleitet worden sind. Diese Unterschiede in den Parametrisierungen
der Transfergeschwindigkeit lassen Differenzen in den Sauerstoffkonzentrationen in der
Wassersäule erwarten.
Die unterschiedlichen Ansätze für die Abhängigkeit des Gasaustausches von der
Windgeschwindigkeit wurden auch in den verschiedenen Ökosystem-Modellen
verwendet. ERSEM verwendet die lineare Abhängigkeit nach Liss und Merlivat (1986),
COHERENS und GHER dagegen nutzen quadratische Windabhängigkeiten nach Liss
(1988) bzw. Wanninkhof (1992). Jedoch nicht alle Ökosytem-Modelle berücksichtigen
diese Windabhängigkeit. In den Ökosystem-Modellen ERGOM 34 für die Ostsee sowie
ECOSMO wird eine konstante Transfergeschwindigkeit verwendet, also keine
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ERste Generation des Ostsee Modells, Version II (Neumann et al., 2002)