Das Barometer fiel dabei und zeigte Mittags 749,3mm. Der Wind frischte mit
Böen auf und artete dann in einen West- und WNW-Sturm aus. Von diesem
Tage bis zum 10. Oktober, an welchem Tage 57° S-Br und 78° W-Lg erreicht
wurde, war anhaltend stürmisches Wetter, mit sehr wechselndem Winde und auf-
und abgehendem Barometer, wie solches aus dem nebenstehenden (s. S. 67)
Journal-Auszuge zu ersehen ist. |
Während dieser ganzen Zeit wurden fast jeden Tag westwärts kreuzende
Schiffe gesehen. Nach dem 14. Oktober 1875 irat kein Sturm mehr auf, und
das Barometer fiel nicht mehr unter 762mm.
Der sogenannte Kap Horn-Strom wurde am stärksten zwischen 57° und
58° S-Br beobachtet; derselbe hatte zuweilen eine Stärke von 30 Sm den
Tag. Südlich von 58° S-Br wurde sowohl auf dieser, als einigen früheren
Reisen desselben Schiffes sehr wenig und gar kein nach Östen setzender Strom
beobachtet,
Am 2. November langte das Schiff auf der Rhede von Callao, nach einer
Reise von 125 Tagen von Hamburg aus, an.
2, Hafen von Callao.
Ansegelung. Auf offener See findet man einen ca. 12 Sın den Tag
nach NW setzenden Strom. An der ganzen Küste von Peru, bis zu den Gala-
pagos-Inseln und bis zu 600 Sm von der Küste entfernt, ist die Farbe des
Wassers dunkelgrün. Die Temperatur desselben ist gewöhnlich !/ bis 1!/4°
höher, als die der Luft,
Die ca. 550m hohe Insel St, Lorenzo, welche bei klarer Luft ungefähr
30 Sm weit sichtbar ist, bildet eine sehr gute Ansegelungsmarke. Die Insel
ist an ihrem Nord- und Südende sehr scharf begrenzt, .desgleichen auch die
kleine an der Südspitze liegende Insel Fronton. Die ganze Insel hat, wenn
man sich südlich von ihr befindet, das Aussehen eines Wappens mit drei Thürmen,
von denen der mittlere Thurm abgerundet und die beiden Endthürme spitz
erscheinen.
In der Nähe des Hafens sind keine Untiefen vorhanden, aber man muss
bei dem Einsegeln in die Bucht stets um das Nordende der Insel St."Lorenzo herum-
steuern und 12 bis 2 Sm von demselben entfernt bleiben.
Weht bei dem Einsegeln eine frische Brise, so muss man bei dem Gebrauch
der leichten Segel vorsichtig sein, da der Wind, sobald man die Insel passirt
hat, gewöhnlich sehr stark einstösst, und dann bei Annäherung an den Hafen
wieder flauer wird.
In der Mitte der Bucht trifft man gewöhnlich einen Lootsen an, welcher
mit einem kleinen Boote längsseit kommt. Es ist jedoch kein Lootsenzwang,
auch sind keine officiellen Lootsen daselbst, deshalb muss man bei Gebrauch
eines Lootsen sich mit demselben über den Preis einigen. Gewöhnlich zahlt
man 1 Sol (4 100 Cents = A, 3) für den Fuss Tiefgang des Schiffes. Bei dem
Verlassen des Hafens ist ein Lootse jedoch überflüssig. Hat man bei dem Ein-
segeln keinen Lootsen an Bord, so muss man sehr oft erst ausserhalb des
Hafens ankern, um sich vorher einen Liegeplatz anweisen zu lassen; hat man
einen Lootsen an Bord, so ist dies nicht nöthig, da dieser den Liegeplatz des
Schiffes schon kennt.
Der Ankergrund auf der Rhede von Callao ist sehr haltbar; er besteht
aus Schlamm und Sand, vermischt mit kleinen Steinen. Gewöhnlich liegt
man vor einem Anker, und da der Wind fast immer aus SE und SSE weht,
so kommt es selten vor, dass ein Schiff schwait; nur in den Sommermonaten,
von December bis Februar, treten zuweilen West- und Nord-Winde auf, dem-
zufolge dann die Schiffe herum schwaien,
Gezeiten. Die Gezeitenströmung ist kaum bemerkbar; die Fluthhöhe be-
trägt höchstens 1,2m.
Allgemeine Handelsverhältnisse. Bei der Ankunft zu Callao ist
es Niemand erlaubt, eher vom Schiffe an Land oder von Land an Bord zu gehen,
als bis der Hafenmeister das Schiff besucht und den Gesundheitspass in Empfang
genommen hat.