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Erst als der Wind nach ENE ging, machte sich der brasilianische Strom durch
eine andauernde Versetzung nach südwestlicher Richtung bemerkbar und zwar
setzte er:
Zwischen
Breite | Länge
Süd West
31°— 190° 09330
19°—17°
7°—15° 33°
59°—13° 33°
3°—11° 33°
1°— 9° 330°__39%
‚ In 24 Stunden
S83°W 8 Sm
S58° W 20 Sm
549° W 21 Sm
S66° W 30 Sm
S77°W 10 Sm
3383°W 16 Sm
So lange die Strömung aus Süd lief, wurde das specifische Gewicht des
Wassers 1,0265*) gefunden, bei einer Durchschnittstemperatur von 24,3° C., das-
sclbe ging während des aus ESE kommenden Stromes, bei steigender Oberflächen-
Temperatur, bis auf 1,0259 herunter, und stieg mit dem Einsetzen des brasiliani-
schen Stromes wieder auf 1,0262. Zwischen 16° und 15° S-Br stieg die Oberflächen-
Temperatur auf 27,5° und hielt sich in der niederen Breite, wo das specifische
Gewicht bis auf 1,0254 abnahm, zwischen 26,5° bis 27,5° C.
Der SE-Passat, in welchen, wie oben schon erwähnt, der östliche Wind
ctwa auf 11° S-Br überging, hatte anfänglich eine südöstliche Richtung,
wurde aber bis zu 6° S-Br mehrfach von schralen Regenböen unterbrochen,
so dass wir, um in der wünschenswerthen Entfernung; von den lokalen. Winden
der Küste zu bleiben, über B. B.-Bug nicht raumer, wie „voll und bei“ Kurs
steuern konnten, Hierbei hatten wir noch einen in der Richtung SWzS 20 Sm
in 24 Stunden setzenden Strom zu überwinden,
Die Breite des Kap St. RKoque passirten wir am 17. November anf
33'/2° W-Lg, also in einer Entfernung von ca. 120 Sm vom Lande.
Um die ausserordentlich günstigen Wind- und Wetter-Verhältnisse, unter
welchen wir die Reise bisher zurückgelegt hatten, hervorzuheben, mag mir hier
ein Vergleich dieser Reise mit den, zu gleicher Jahreszeit, zurückgelegten Reisen
S, M. Brigg „Undine“ 1874, („Ann, d. Hydr. etc.“, 1875, pag. 97) und 8. M. 5.
„Medusa“ 1875 („Ann. d. Hydr. etc.“, 1876, pag. 147) gestattet sein.
Die Reisedauer der „Medusa“, 1877, von Ilha Grande his zum Kap
St. Roque betrug 12 Tage (November 5—17); bringe ich aber die drei ersten,
in Stillen unter der Küste zugebrachten Tage in Abzug und rechne von Kap
Frio ab, so brauchten wir nach Kap St. Roque nur 9 Tage; dies würde einem
täglichen Durchschnitts-Etmal auf dem Kurse von ca. 140 bis 150 Sm ent-
sprechen, Wäre es darauf angekommen, so hätten wir bequem am elften Tage
die Linie passiren können. Dies ist wohl für den Monat November ein selten
erreichtes Resultat. Und wenn man in Betracht zieht, dass bei dieser nach
Nordost gerichteten Reise die vorherrschenden Winde nordöstlich und in den
höheren Breiten NNE sind, so mag der auffallendste Umstand bei der Reise
wohl der sein, dass dieselbe nur über B. B.-Bug zurückgelegt ist.
Die „Undine“, welche am 6. November 1874, also an demselben Tage
des Jahres Rio verliess, an welchem wir etwa 20 Sm südlich davon standen,
hatte bis 29° S-Br und 28° W-Lg und wahrscheinlich auch späterhin mehrfach
über St, B.-Bug gelegen, bis sie am 22. November auf 19° S-Br und 32° W-Lg
mit NE-Wind über B. B.-Bug nördlich steuerte.
Die „Medusa*“ lag im December 1875 auf der Reise von Santos nach
Barbados 12 Tage über St. B.-Bug, che sie auf 27° S-Br und 30° W-Lg den
nördlichen Kurs einschlug. So kam es, dass wir beim Passiren von Kap St. Roque
der „Undine“ in Zeit einen Vorsprung von 12 Tagen, der „Medusa“, 1875,
von 9 Tagen und in Distanz beiden Schiffen einen Vorsprung von ungefähr
1200 Sm abgewonnen hatten.
*) Diese und die folgenden Angaben des specifischen Gewichtes sind wahrscheinlich für die
Temperatur nicht reducirt. A. d. R
Ann, d, Hydr. 1878, Heft II (Februar),