2. Reise von Ilha Grande bis Parä,
„Am 5. November Morgens ging S.M. S. „Medusa“ mit veränderlichem
flauem Winde unter Segel, traf jedoch in der Strasse einen leichten süd-
östlichen Wind, so dass nach einigem Kreuzen die See gewonnen wurde,
Im weiteren Verlauf dieses Tages, sowie am 6. und 7. November, begegneten
wir sehr leichten, meist südlichen Winden und Stillen, so dass die Küste in
Sicht blieb, und erst am 8, November früh Kap Frio klarirt war. Inzwischen
hatte der Wind aber aus Süd bis SSW aufgefrischt, so dass mit freiem Winde
äber B. B.-Bug OzN gesteuert werden konnte.
Aus allen Segel-Direktionen und Windkarten ist zu entnehmen, dass, wenn
man in den Monaten November bis Februar an der brasilianischen Küste NE- Winden
und einem nach SW setzenden Strom begegnet, bei einer Route nach Norden
daher gezwungen ist, über St. B.-Bug nach Ost zu stehen, bis etwa 450 bis
600 Sm von Land ab der mehr nach Ost gegangene Wind und die geringe
Stromstärke eine günstigere Chance giebt, über B. B.-Bug die Breite abzu-
laufen. Als besonders ungünstig für die Reise werden aber November und
December genannt, wo es nothwendig wird, möglichst viel Länge nach Ost zu
gewinnen, ehe man erwarten kann, von der brasilianischen Küste abzukommen.
Ich war daher nicht wenig überrascht, als der südliche Wind sich schliess-
lich unter steifer Brise auf SSW festsetzte und uns gestattete, unter den
zünstigsten Verhältnissen zugleich mit der Länge auch noch Breite zu gewinnen.
Der Wind war wol zeitweise von Regen und starken Gewitterböen begleitet, so
dass mehrfach gereeft werden musste, brachte uns aber doch bis auf 35° W-Lg,
wo er dann anfänglich nach SE und später bis auf Ost und ENE herumging,
Man kann sagen, dass wir erst von 19° S-Br und 33° W-Lg ab
durch die Windrichtung gezwungen waren, einen nördlicheren Kurs zu steuern,
doch konnten wir uns von da ab durchschnittlich auf 33° W-Lg halten, bis
am 15. November auf etwa 11° S-Br der NE-Passat eintrat. Einen aus-
gesprochenen NE-Monsun haben wir kaum erfahren, die Windrichtung zwischen
20° bis 10° S-Br war ENE und ESE, die General - Distanz für 24 Stunden
nach observirtem Besteck durchschnittlich 120 Sm. Hin und wieder wurde
das Wetter mit unbeständigem Wind böig, die See war im Allgemeinen sehr
achlicht.
Der mittlere Barometerstand war zwischen:
25° und ?1° S-Br und 43° und 41° We 762,5mm
25° „7° 1° "99 764,4 „
25° „4? 9° 7? 765,5
25° 7° 3° 767,2
21° „ 21° »° "9 767.2
17° „ 15° 3° 3° ” 766,1
133° „ 9° „ 35° „ 33° # = 764,7
Maury notirt für die südliche Hemisphäre den mittleren Barometerstand
anf See, wie folgt: *)
zwischen 20° und 25° S-Br =— 764,53mm
» 15° „ 20° „„ = 763,52
» 10° „ 15° „ = 762,74 I
Demnach hätten wir also nördlich von 21° Süd-Br sehr abnorm hohe Barometer-
stände beobachtet,
Die Lufttemperatur hielt sich bis auf 18° S-Br sehr regelmässig,
zwischen 23° und 25° C., fiel dann aber nicht mehr unter 25° C, und stieg
bis 28° €,
Der Strom setzte in den ersten beiden Tagen unter der Küste nach Ost,
30 Sm in 48 Stunden, dann mit der Richtung des Windes, und zwar mit SSW-
Wind zwischen 37° und 35° W-Lg nach N 16°E 20 Sm in 48 Stunden, und
mit SE-Wind zwischen 37° und 35° W-Lg nach N 63° W 7 Sm in 24 Stunden.
1) Diese Angaben beziehen sich auf die Jahresmittel. Nach der in No. 7 der „Meteorological
Papers“ gegebenen "Tabelle der Barometerstände zwischen 30° N-Br und 30° S-Br (aus 77750
Beobachtungen bis incl. 1861) ist der mittlere Barometerstand im Monat November:
zwischen 20° und 25° S-Br == 764,0 mm
15° „ 20° „ = 76383 ,
10° . 1° 2. 2— 7630 .