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Full text: 6, 1878

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ein sehr stürmischer Zeitabschnitt gewesen. In schneller Aufeinanderfolge ist 
Cyklone auf Cyklone gefolgt, nicht erst seit dem Anfang der Orkan-Zeit, sondern 
schon seit dem Juli. Obgleich wir schon während des ganzen Jahres ungewöhn- 
liche Regenfälle und elektrische Entladungen in Menge hatten — unseren alten 
erfahrenen Sturmpropheten als entscheidende Merkmale sehr wichtig — so 
traten verdächtige Witterungserscheinungen doch erst in den ersten Juli- 
tagen auf.“ 
„Wissenschaftliche Daten über die diesjährigen Stürme verdanken wir 
unserem Meteorologen Herrn Jahncke; doch konnten aus Mangel an Zeit aus- 
wärtige Informationen nicht gesammelt werden, so dass die Bahnen der Sturm- 
tentra theilweise nur nach lokalen Beobachtungen konstruirt wurden.“ 
1. „Das erste Auftreten einer unvollkommen definirten Cyklone von grossem 
Durchmesser fiel auf den 7, Juli; glücklicherweise schritt dieselbe aber in einer 
Entfernung von 250 Sm im Nordosten unserer Inseln vorüber. Die französischen 
und deutschen Postdampfer, welche von Europa zu uns kommen, befanden sich 
3 Tage in diesem Wirbelsturme; derselbe manifestirte sich durch heftige Regen- 
böen und Gewitter, mit sehr schweren Südostwinden, welche nahezu orkanartige 
Stärke erreichten. Der Sturm bewegte sich nach Nordwest und wurde später 
auf den Zürk-Inseln und von dem Newyork — St. Thomas -Postdampfer verspürt. 
Am 9. Juli, Mittags, durchlief hier der Wind, an Stärke zunehmend, in 
nur 30 Minuten die Richtungen NE, Nord, West, Süd, SE; bei dieser letzten 
Richtung erfolgten Regenböen, und eine schwere See strömte in unseren Hafen.“ 
2. „Anfangs August ging ein Sturm über Bermuda hinweg, welcher der 
Stadt und den Schiffen viel Schaden zufügte; 3 Ankerketten des schwimmenden 
Docks wurden zerrissen. 
Mitte August traten hier heftige Regenböen und Gewitter auf, welche 
etwa einen Tag anhielten, ohne irgendwo Schaden anzurichten. Auch anf den 
benachbarten Inseln herrschte dasselbe Wetter.“ 
3. „Am 28, August zog eine Cyklone südlich von Bermuda vorüber. 
Vicle Schiffe in der Nähe dieser Insel wurden beschädigt und mussten sich zur 
Ausbesserung nach Bermuda begeben. Das schwimmende Dock wurde dieses 
Mal von allen Verankerungen losgerissen, an die Küste geworfen und beschädigt.“ 
4. September 1.—13. Reichliches Material über den Wirbelsturm, welcher 
in der Nacht vom 1. zum 2, September in Westindien auftrat, enthält die Ameri- 
kanische „Monthly Weather Review“. Wir lassen dasselbe hier folgen: 
„Der Wirbelsturm IV. unserer Karte ist mit Rücksicht auf seinen Ursprung, 
seine Dauer, die Länge seiner Bahn innerhalb unseres Beobachtungssystems, und 
die durch ihn verursachte Zerstörungvon Leben und Besitz der bemerkenswertheste 
des Monats (September). In der Nacht vom 1. zum 2. lag sein Centrum in der 
Nähe von 7rinidad. Da es diese Insel mit einer für einen tropischen Wirbel 
beträchtlichen Geschwindigkeit passirte, ist sein Ursprung wahrscheinlich in 
einer bedeutenden Entfernung östlich von Westindien zu suchen, vielleicht im 
Süden der Cap-Verde’schen Inseln, zwischen 6° und 10° N-Br. Zu Trinidad 
ist seit 40 Jahren ein so heftiger Orkan nicht vorgekommen; der Barometer- 
stand 738mm ist der tiefste von allen, welche hier beobachtet wurden... Der 
Orkan begann um 7* p. m. am 1. und dauerte bis 4* p. m. am 2. an; darauf 
liess er für eine Stunde nach, brach aber alsdann für 15 Minuten mit noch 
grösserer Stärke los. Alle Fahrzeuge im Hafen erlitten Schiffbruch; Wohn- 
häuser, Speicher, Brücken ete. wurden vollständig zerstört, ganze Plantagen 
fortgefegt und die Kakao-Ernte arg beschädigt. Die Windrichtung veränderte 
sich während des Vorüberganges der Cyklone von NW in SW. Die Regen- 
menge betrug 7 Zoll (178mm) und an mehreren Punkten der Insel wurden Erd- 
stösse wahrgenommen. — Die Brigg „7yphoon“, von Port Spain (Trinidad) 
nach Boston bestimmt, wurde am 2. September entmastet. Die Mannschaft 
wurde am 7. durch den Dampfer „Hadji“, welcher die Bahn des Centrums 
kreuztec, gerettet. — Das Loggbuch der „Lotharingia“, von La Guayra 
(Venezuela) nach St. Thomas bestimmt, lässt erkennen, dass dieser Dampfer 
in der Nacht vom 2, zum 3. in 15° N-Br und 68'42° W-Lg in den Sturm 
gerieth. — 
Am 4. ging der Orkan über Haiti und St. Domingo hinweg, wo er 
besonders längs der Südküste sehr zerstörend wirkte: zu Port au Prince wurden
	        
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