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Antillen führt, überschritt die „Superb“ bierauf im weiteren Verlaufe der Reise
40° W-Lg am 20. März in 15,2° N-Br und fand westlich von dieser Länge
flaueren unbeständigeren Passat, Am 29. März wurde dann die Strasse
zwischen den Inseln St. Lucia und St. Vincent passirt und das Karaibische
Meer betreten. Hier fand man zwar leichten, aber doch hbeständigen Passat
und nachdem man am 1, April die kleine Insel Orchilla erblickt hatte, wurdo
am folgenden Tago auf der Rhede von Puerto Cabello, nach 39 Tagen seit dem
Verlassen des Kanals, geankert. Ganz in der Nähe der Küste vom Festlande
beobachtete man einen Oststrom von 1—1’/2 Sm Stärke; sonst hatte man
im Karaibischen Meerbusen westliche Strömung, etwa 24 Sm an einem Tage,
angetroffen.
Von Puerto Cabello versegelte die „Superb“ nach dem in Costarica ge-
Jegenen kleinen. Hafenplatz Port Limon, den das Schiff nach achttägiger Reise
erreichte. Von letzterem Platze, dem Endpunkte einer im Bau begriffenen, ins
Innere des Landes führenden Eisenbahn, lief die Brigg noch mehrere kleine, in
der Nähe liegende, fast gänzlich unbekannte Ladeplätzoe, Namens Paguerre,
North river und Sixsola an und verliess endlich am 26. Juni den letzteren Platz,
um nach der Elbe zurückzukehren. Während der ganzen Zeit, welche das Schiff
hier an der Küste verbrachte, wurden regelmässig meteorologische Beobach-
tungen angestellt und im Journal verzeichnet.
Mit leichtem Landwinde, der regelmässig an der Küste wehte, so lange
das Schiff sich dort befunden hatte, war die „Superb“ in See gegangen, und
ganz leichten westlichen Zug fand sie auch noch für lange Zeit, nachdem sie
der Küste schon ziemlich fern war. Ohne die starke, hier oft 2 Sm in der
Stunde laufende östliche Strömung würde das Schiff wenig von der Stelle ge-
kommen sein. Am 4. Juli erhielt man die ersten Anzeichen des NE-Passats,
und mit ihnen sogleich auch eine starke, 1'/a Knoten stündlich laufende, west-
liche Strömung. Am Mittage des 5. Juli befand das Schiff sich in 13,7° N-Br
und 77,7° W-Lg, mit Ostwind von Stärke 7 nach Norden steuernd. Weiter
nordwärts traf man flaueren Wind, auch die westliche Strömung wurde schwächer;
am 10, Juli gelangte die Brigg in Sicht des Kap San Antonio. Von diesem
Punkte aus wurde versucht, nach NE hin aufzukreuzen, wobei man sich in ziem-
licher Nähe von der Küste Cuba’s hielt. In 83° W-Lg beobachtete man die
orste günstige Versetzung durch östliche Strömung, welche bedeutender wurde,
je weiter das Schiff nach Osten kam. Am 17. Juli wurde der Meridian von
80° W-Lg geschnitten; hier traf die Brigg leichten südlichen Wind, mit dem am
18. Juli auch noch die Engen von Bemini, in denen die nördliche Strömung
fast 3!/4 Sm in der Stunde lief, passirt wurden. Nördlich von 30° Nord,
welche Breite das Schiff am 19. Juli in 79,5° W-Lg Kkreuzte, wurde man Zzu-
nächst mehrere Tage hindurch von lebhaftem, oft stürmischem SW-Winde be-
günstigt, Dann traten nördlich von 37° N-Br wieder nordöstliche Winde auf,
die indessen nicht von langer Dauer waren; westliche Winde herrschten später
vor auf dem ganzen übrigen Wege über den Ocean. Am 29. Juli gelangte man
nach 40° N-Br in 55,2° W-Lg; am 31. Juli wurde der Meridian von 50° W-Lg
in 40,3° N-Br, am 10. August der von 30° W-Lg in 46° N-Br überschritten
and am 17. August in den Kanal eingesegelt.
i6. Reise des Hamburger Schiffes „Fritz Reuter“, Kapt, E. Kopper.
Im Juni des Jahres 1877 verliess das grosse, eiserne Vollschiff „/ritz
Reuter“ die Elbe, um mit 330 Passagieren an Bord eine Reise nach Rockhampton
an der NO-Küste Australiens anzutreten, Sehr leichte, veränderliche Winde,
welche in der Nordsee und im Kanal wehten, und eine 9 Tage lang anhaltende
Windstille, die man gleich Anfangs im Atlantischen Ocean antraf, verzögerten die
Reise so sehr, dass am 9. Juli, mit welchem Tage die Führung des meteorologi-
schen Journals beginnt, das Schiff, obgleich es schon 22 Tage in See war,
doch erst in 36,6° N-Br und 18,7° W-Lg stand. Es wehte hier an diesem Orte
frischer Wind aus Osten, augenscheinlich schon der NE-Passat. Es wurde 30°
N-Br in 21,3° W-Lg am 11. Juli und 20° N-Br in 25,5° W-Lg am 15. Juli
erreicht. Als der „Fritz Reuter“ am 20, Juli nach 9,9° N-Br in 25,6° W.-Lg
gekommen war, fand man dort für kurze Zeit Windstille, mit NE-Wind