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die südlich von 12° S-Br in der Nähe der Küste des Festlandes doch
erwartet werden konnte, beobachtete man selten. Nahe dem 14. Grade der
Breite wurde die Bark einmal in zwei Etmalen 102 Sm nach Norden zurück-
getrieben. Die Winde waren dazu ununterbrochen ungünstig und auch noch
unregelmässig in ihrer Stärke, oft stürmisch wehend und dann wieder flau. Am
26. März war die „Martha“ südlich von den Comoren gekommen, damit also in
den eigentlichen Kanal, und erst nach 23 Tagen am 18. April konnte man es
möglich machen, die Breite der Südspitze Madagaskars in 36° O-Lg zu passiren.
So wie diese Breite überschritten war, wurden auch günstigere Windverhält-
nisse angetroffen: der bis dahin so stetig aus südöstlicher und südlicher Rich-
tung wehende Wind veränderte seine Richtung bald nach NE, und kurze Zeit
nachher erhielt man schon westlichen Wind. Am 21. April wurde 30° 8-Br in
33° O-Lg gekreuzt, von diesem Zeitpunkte an wurden häufig stürmische West-
winde angetroffen, durch die das Schiff auch wieder zurückgehalten wurde.
Günstig war jetzt nur an manchen Tagen die Versetzung durch die Agulhas-
Strömung, die während drei aufeinander folgenden Etmale einmal fast 140 Sm
betrug. Am 1. Mai kreuzte das Schiff in 36,3° S-Br den Meridian von 20° O-Lg;
einen Tag später erhob sich ein heftiger südöstlicher Wind, der das Schiff weit
genug westlich führte, um selbst den einige Tage nachher angetroffenen, stark
stürmenden nordwestlichen Wind noch theilweise benutzen zu können. Am
9. Mai wurde 30° S-Br in 12,2° O-Lg überschritten; in 27° S-Br setzte gün-
stiger Südwind ein, allein die Grenze des Passats erreichte man erst am
15. Mai in 22,3° S-Br und 4° O-Lg. Schon am 19. Mai erblickte man St. He-
lena, und nachdem am 23. Mai auch noch Ascension gesehen worden war, ge-
langte die „Martha“ am 29. Mai in 24,4° W-Lg zum Aequator.
Die Zone: des Passats überschritt die Bark nördlich von der Linie 4,4° N-Br
in 25,5° W-Lg am 31. Mai, und es folgten nun die im Stillengürtel gewöhn-
lichen Verhältnisse; südwestlichen Monsun konnte man noch nicht erwarten,
dazu war es noch zu früh. Jeden leisen Zug der Mallung ausnutzend, war es
gelungen, damit am 8. Juni bis 8,8° N-Br in 27,2 W-Lg zu kommen, als dort
die südliche Grenze des NE-Passats erreicht wurde. Wenige Tage später endete
am 11. Juni in 14° N-Br und 32.5 W-Lgy das meteorolorische Journal.
1. Reise der Ueckermünder Bark „Sonnabend“, Kapt. W. Pust.
Kapt. Pust sendete der Seewarte ein Journal, welches er an Bord seines
Schiffes auf der letzten Reise nach Charleston führte. Die Bark war von
Vlissingen ausgegangen und befand sich am 1. Februar 1878 am westlichen
Eingange des Kanals, von wo ein leichter Ostwind die Fahrt des südwärts
steuernden Schiffes begünstigte. In der Zeit bis zum 7. Februar war man bis
40° N-Br in 20,6° W-Lg gekommen, als dort der günstige Wind ein Endo
nahm und südwestlicher Wind, der anfänglich stürmisch wehte, an dessen Stelle
trat. Südlich von 35° N-Br traf man während längerer Zeit herrschenden
leisen Zug aus Süden, aus dem sich später ein östlicher Wind entwickelte.
Dieser letztere führte am 20. Februar in 23,6° W-Lg die Bark über den
Parallel von 30° N-Br; ein aussergewöhnlich hoher Luftdruck von 778,0mm
wurde in der Nähe dieses Parallels beobachtet. Die Hoffnung, dass dieser
Ostwind das Schiff ohne weiteren Aufenthalt in das Gebiet des Passates führen
werde, erwies sich leider bald als nicht begründet. Der Wind lief nach kurzer
Zeit südöstlich, und als man 25,8° N-Br in 32° W-Lg erreicht hatte, wurde es
dort sogar gänzlich windstill; diesem Zustande folgte leichte Mallunz aus
östlicher Richtung, die fast eine Woche hindurch anhielt, bis es dem Schiffe
endlich am 2, März: gelang, in 23° N-Br und 45° W-Lg die polare Grenze
der Passatzone zu überschreiten. Von hier ab war der Fortgang der Reise
befriedigend; die Bark lief als südlichste Breite 22,5° N-Br in 50° W-Lg
an, hielt sich hierauf noch südlich von 23° N-Br, bis 58° W-Lg gekrouzt war,
und schlug sodann wieder einen nördlicheren Kurs ein. In der Nähe des
Meridians von 70° W, der am 10. März in 27,5° N-Br überschritten wurde,
verlor man den NE-Passat. Der Wind lief hier anfänglich südöstlich, weiter-
hin in langsamer, rechtlaufender Drehung seine Richtung durch Süd nach SW