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Der Ort selbst zeigt gleichfalls keine Veränderung, die Handelsverhält-
nisse sind dieselben geblieben. Es sind jedoch gegenwärtig Untersuchungen
im Gange, um den geeignetsten Küstenplatz zur Verbindung mit den reichen (?)
Kohlenminen des Innern zu ermitteln.*) Hakodate liegt allerdings am entfernte-
sten und bietet namentlich die grössten Terrainschwierigkeiten für eine Bahn,
doch sind alle übrigen Häfen schlecht und werthlos, wenn nicht etwa sich die
Volcano-Bai mit Endermo-Hafen günstig erweisen sollte. Diesen letzteren Fall
ausgenommen, würde Hakodate als Kohlenplatz einer bedeutenden Zukunft
entgegengehen.“
3. Bemerkungen über die Witterungsverhältnisse und einige Teifune
bei Japan im September 1878.
„Das Wetter bietet in diesem Jahre ungewöhnliche Erscheinungen, die
Niederschläge sind so bedeutend, dass von überall her Ueberschwemmungen ge-
meldet werden; gegenwärtig ist die Verbindung mit Tokio vollständig unmter-
brochen durch Austreten des Rokugo-Flusses und Zerstörung der Tokaido-Brücke
bei Kawasaki. Das Wasser steht 1,7m hoch auf dem Bahnkörper.
Der Niederschlag vom 15. zum 16. September betrug in 30 Stunden 190mm.
Man hegt ernstliche Befürchtungen wegen Ausfalls der Reisernte, Der SW-
Monsun hat schon Ende Juli jede Regelmässigkeit verloren, es waren vielmehr
im ganzen Monat August nördliche bis östliche Luftströmungen vorherrschend.
Auffallend ist hierbei das Verhalten des Barometers, das im Ganzen sehr hoch
steht und auch unter den anhaltendsten Niederschlägen Tendenz zum weiteren
Steigen behält; nur bei ankämpfenden südlichen Winden wurde ein geringes
Fallen beobachtet, und auch das nur, wenn grössere atmosphärische Störungen
südlich von Japan stattfanden. Seit meiner Anwesenheit sind drei Teifune ge-
meldet worden, deren Nachwirkung sich hier jedoch nur in der eben angegebenen
Art bemerklich gemacht hat, Ausgangs Juli, am 1. und 2. September, während
S.M.S. „Leipzig“ am 3. September in See noch sehr schönes Wetter hatte,”)
and am 11. und 12. September. Alle drei Teifune sind nicht nördlich von
Kobe gekommen, und entnehme ich dem Berichte des Kapt. Reeves vom eng-
lischen P.- und O.-Dampfer „Sunda“ das Folgende über den letzten Teifun:
„„Wir verliessen Hongkong am 7. September 5" p. m. Mässige und frische
NE-Winde mit schönem Wetter bis zum 11. September 4" p.m., als beim
Passiren zwischen Toko-Sima und Tokasa-Sima der Wind zum mässigen Sturm
aus Nord auffrischte. Barometer fiel dabei von 29,95“ auf 29,87“ (760,7 auf
758,7 mm). Bald nach Mittag war eine lange Dünung aus ESE aufgekommen,
die allmählich zunahm. Gleichzeitig wurde am östlichen Horizont eine eigen-
thümliche Wolkenbank wahrgenommen, die sich von SSW bis Nord erstreckte
und um 4* p.m. etwa bis 40° hoch gestiegen war. Alles dieses wurde als
Anzeichen einer Cyklone betrachtet und der Kapitän zweifelte nicht, dass eine
solche östlich von der Position des Schiffes vorhanden sei. Da an dieser Stelle
meistens der Wendepunkt der Cyklonen zu liegen pflegt, so nahm man an, dass
der Sturm einige Stunden stationär bleiben und dann einen Kurs zwischen Nord
und ONO nehmen würde. Nach dieser Annahme wurde bis Abends 8 West
gesteuert, dann, nachdem das Barometer bis 29,94“ (760,5mm) gestiegen war,
Nord, so die Westkante des Sturmes haltend, mit mässigem Nordsturm und
Seegang, und mit schwerer östlicher Dünung. Am 12. September 4® Morgens war
das Wetter viel besser geworden, Barometer stand fest auf 29,90“ (759,4 mm), und
wurde deshalb N 60° O bis 7% a. m. gesteuert. Das Wetter wurde dann schnell
wieder schlecht, starker Sturm, heftige Böen mit Niederschlägen, Barometer zeigte
29,85“ (758,2mm), und wurde bis Mittag wieder WSW gesteuert. Zu dieser Zeit
5) Der Reichthum dieser Minen wird theils bis ins Unglaubliche hoch geschätzt, theils schr
bezweifelt, Die Angaben hierüber sind höchst unzuverlässig, wenngleich die thatsächlich im Gange
befindlichen Untersuchungen für beträchtliche Quantitäten sprechen, Die Kohle ist grösstentheils
Braunkohle und findet gegenwärtig hauptsächlich Verwendung in den Eisenwerken von Kamaishı,
2) Nach den zu Kobe täglich um 9b a. m. angestellten Beobachtungen zeigte sich daselbst
erst. am 4. September ein bedentendes barometrisches Minimum, nämlich 756,9mm, In einer Notiz
zu diesem „Meteorological Report“ für 9l a, m. wird erwähnt, dass an diesem Tage, dem 4. September,
Jas Barometer stetig bis 52 p.m., fiel, bis zu 751,6mm, dann erst um 5h 30min wieder stieg, während
der Wind um 7h von Ost nach Nord drehte, A. d, R.
Ann. d. Hyar., 1878, Heft XI (December