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Full text: 6, 1878

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kanal zwischen Irland und Schottland, und setzte an den folgenden Tagen, an 
Tiefe übrigens rasch abnehmend, seinen Weg nordostwärts fort, so dass es am 
12. an der norwegischen Küste unter ca 66° Br lag und am 13, im Eismeer 
verschwand. Am Morgen des 10. und theilweise sehon am vorhergehenden 
Abend bewirkte es SW-Sturm im Kanal und in dessen Umgebung, während in 
yanz Deutschland cine schwache südliche Luftströmung herrschte, deren Stärke 
im Laufe des Tages etwas zunahm, jedoch grösstentheils zwischen 2 und 5 der 
Beaufort’schen Skala blieb, 
Zum 11. frischte der Wind in der Nordsee auf, indem er gleichzeitig aus 
Süd nach SW umging; die Geschwindigkeit der Luftbewegung erreichte zwischen 
9 und 11 Uhr Morgens in Hamburg 15,3m, in Wilhelmshaven 16,2m in der Se- 
kunde mit böigem, unbeständigem Wetter. Gleichzeitig wurden an einigen der 
Signalstellen der Seewarte an der Nordsee steife bis stürmische Böen notirt, 
so auf dem Weserleuchtthurm, auf Wangerooge, in Emden, die übrigen hatten 
nur frische bis starke, jedoch ebenfalls böige Winde vermerkt. Dass der Wind 
jedoch auf der Nordsee grosse Stärke besass, zeigte die hohe Fluth, die auf 
der Insel Sylt sämmtliche am Meere gelegenen Weide- und Wiesenländereien 
anter Seewasser setzte. Nach Mittag nahm der Wind an der Nordseeküste ab, 
loch wurde er, wie das Eingangs angeführte Beispiel von Wustrow zeigt, in 
der folgenden Nacht zum 12. stellenweise in der Ostsee stark; im Allgemeinen 
wehte aber an diesem Tage längs der deutschen Küste am Morgen frische 
züdwestliche, am Abend leichte bis frische westliche Luftströmung. ; 
Im Kanal und im Süden der britischen Inseln hatte sich der SW-Sturm 
unter Umgehen gegen West und WNW theils schon am Abend des 10., theils am 
Morgen des 11. gelegt, bei sehr rasch steigendem Barometer. 
Es folgte hierauf für Norddeutschland eine Periode ruhigen, häufig neb- 
ligen Wetters, mit schwachen, vom 15. bis zum 20. östlichen Winden, unter 
dem Einfluss eines barometrischen Maximums, welches sich seit dem 11. vom 
Biskayischen Busen nordostwärts fortpflanzte und seit dem 15. in Russland lag. 
Am 20. trat rapide Abnahme des Luftdrucks in Schottland ein, die auch am 
21, fortdauerte, wobei indessen die Winde in der Umgebung nur stellenweise 
bedeutende Stärke erreichten. Da sie auf der ganzen Nordsee südlich wehten 
and eine Aenderung dieser Richtung für's Erste nicht zu erwarten war, süd- 
liche Winde aber für die Südküste der Nordsee als Landwinde für grössere 
Schiffe keine Gefahr bieten, wenn sie nicht ausserordentliche Heftigkeit besitzen, 
3o wurde nur die Küste von Borkum bis zur Jade wegen der kleinen Fahrt 
and Fischerei, und Tönning wegen der aus dem KEiderkanal hinausgehenden 
kleinen Fahrzeuge gewarnt. In der That blieb der Wind in den folgenden 
Tagen bis zum 27., und theilweise auch später, vorherrschend südlich, mit sehr 
wechselnder Stärke und böigem Charakter. Starke Regenböen traten schon am 
23. wiederholt auf, so in Hamburg um 12'/» Uhr Nachts, auf Sylt um 7 Uhr 
Morgens (mit Gewitter und Hagel) und ebenso wieder am Abend; auch Borkum 
hatte um 11 Uhr Vormittags Gewitter und am Abend Wetterleuchten, 
Während indessen in Deutschland das Barometer im Laufe des 23, überall 
stark gestiegen war, zeigten die telegraphischen Nachrichten aus Westeuropa 
am Morgen des 24., dass die, das Gebiet sehr niedrigen Luftdrucks im Nord- 
westen von uns umschreibende Isobare von 745mm durch Fallen des Baro- 
meters über Irland und dem Kanal eine Ausbuchtung nach Süden erhalten und 
sich am Kanal den Isobaren von 750 und 755mm sehr genähert hatte; diesen 
starken Gradienten resp. grossen Luftdruck-Unterschieden auf beschränktem 
Raume entsprechend, trat die südwestliche Luftströmung, welche an diesem 
Page von Brest bis Riga herrschte, im Kanal stürmisch auf, während über 
England, weil die Isobare von 740mm an dieser Ausbuchtung nicht Theil nahm, 
der Luftdruck im centralen Theile des Landes ganz gleichmässig und die Luft 
(ast unbewegt war. Da solche Ausbuchtungen der Isobaren oder einseitig aus- 
in ca 481/2° N-Br und 17° W-Lg. Auf beiden Schiffen begann der Sturm mit SW, erreichte seine 
grösste Stärke, auf 11 Beaufort geschätzt, als WSW bis W_ und nahm, nach NW gehend, ab. Beide 
Berichte stimmen in den Angaben über die orkanartigen Böen, die entsetzlich wilde See und die 
Erfüllung des ganzen Gesichtskreises mit Wassergischt überein; auf der „Charlotte“ wurden in den 
Böen Kugelblitze als „tellergrosse Fenerklnmpen“, auf dem „Mercur“ anhaltendes St.-Elmsfeuer 
beahachtet.
	        
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