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An der Südseite ist die Insel dicht bewaldet, aber an der nördlichen
oder Leeseite ist nur sehr spärlicher Wald vorhanden, so dass man häufig
zwischen den Bäumen Grasstellen erblickt.
Die ganze Insel ist von unregelmässigen Korallenriffen umgeben, welche
an vielen Stellen, besonders den Flüssen gegenüber, durchbrochen sind ; an
andern Stellen dagegen bilden sie eine vollständige Barriere, innerhalb welcher
schiffbares Wasser ist. .
Im NO der Insel Kandavw liegen mehrere kleine Inseln und Felsen,
welche gleichfalls von einem Korallenriffe umgeben sind; dasselbe erstreckt sich
an der östlichen Seite 25 Sm weit und hat an der westlichen Seite mehrere
Einfahrten. Dieses lange Korallenriff heisst Astrolabe-Riff. Nördlich des Great
Astrolabe-Riffes und von diesem durch ein tiefes Fahrwasser getrennt, liegt das
North Astrolabe - Riff, welches eine Lagune mit einem Felsen darin einschliesst,
welcher Na Solo oder The Stone benannt ist.
Die Einwohnerzahl der Insel Kandavu, einschliesslich der in ihrer Nähe
liegenden Inseln, ist auf 7500 geschätzt worden. In früheren Jahren war die
Insel bekannt wegen ihres Ueberflusses an Lebensmitteln, und wurde vielfach
von Walfischfängern und Handelsschiffen wegen frischen Proviants besucht, aber
in den letzten Jahren ist Mangel daran eingetreten. Im Jahre 1875 waren die
Eingeborenen angewiesen, ihr Leben mit Wurzeln, Schlingpflanzen ete. zu erhalten.
Die Kultur des Bodens ist vielfach vernachlässigt worden, und obgleich auch
noch ein Ueberfluss an Fischen vorhanden ist, so ist die ungeschickte Art des
Fischfanges daran Schuld, dass die Eingeborenen nur soviel Fische fangen, als
sie gebrauchen, um ihren Hunger stillen zu können.
Landmarken. Von Süden kommende und die Insel Kandavu ansteuernde
Schiffe erblicken zuerst den nahe am Westende der Insel liegenden Berg
Washington, welcher wie ein abgestumpfter Kegel erscheint. Dieser Berg kann
bei klarer Luft 60 Sm weit gesehen werden. Das nördliche Ende des Berg-
gipfels ist der höchste Theil des Berges und dieser erreicht, wie oben erwähnt,
eine Höhe von 838 m.
Das Kap Washington wird durch das Ende eines Ausläufers des
gleichnamigen Berges gebildet und liegt 1’'/2 Sm westlich desselben; es hat die
Form einer felsigen Huk von ungefähr 30m Höhe und ist von einem schmalen
Korallenriff umgeben.
Die Insel Denham liegt ungefähr 1'/s Sm in SzW von dem Kap
Washington und ist eine niedrige Koralleninsel, welche sich ungefähr 3m über
Hochwasser erhebt. In dieselbe hinein hat die See viele kleine Löcher gebildet,
30 dass sie Aehnlichkeit mit einer Honigscheibe hat. Auf ihrem östlichen Ende
befindet sich eine Palmengruppe, von welcher in SzO beinahe 1 Sm weit sich
ein Korallenriff erstreckt, wodurch diese Insel beinahe mit der Insel Kandavu
zusammenhängt.
Zwischen der Insel Denham und dem Kap Washington ist die Küste steil
and zerklüftet, und an einer Stelle erreicht der Abhang eine Höhe von 9lm.
Die in dieser Gegend befindlichen vielen gipfellosen Palmen geben ein Zeugniss
von der Wuth der Stürme, welche hier in den heissen Monaten (December bis
April) herrschen.
Die Spitze Mbuke Levu ist gleichfalls das Ende eines Ausläufers des
Berges Washington, und zwar an dessen SW-Seite. Zwischen der Spitze und
dem Hafen Ngaloa erstreckt sich die Küste östlich in unregelmässigen Linien
und ist von einem Korallenriffe umgeben. :
Thickombia ist ein steiles, dunkel gefärbtes, 128m hohes, felsiges Vor-
gebirge, auf dessen Gipfel Bäume stehen, und welches, aus einiger Entfernung
gesehen, wie eine Insel erscheint. Dasselbe hängt mit der Insel Kandavu aber
durch eine Sandzunge zusammen und peilt von dem ungefähr 2 Sm entfernten
Berge Washington SzW.
Ungefähr !/2 Sm in Süd von dem Vorgebirge Thickombia liegt eine
Korallenbank, auf welcher bei Niedrigwasser 3,7m Wasser sind und bei heftigen
Winden hohe Brandung steht.
Tomba ni Ndavingeile ist eine Bucht an der Ostseite des Vorgebirges
Thickombia, welche sich bis zu der Halbinsel Koro e Rangi erstreckt. Dieselbe
hat eine Breite von 2 Sm und eine Tiefe von '/2 Sm. In dieser Bucht ist nur
Ann. d. Hydr. 1878. Heft XI (November).