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Windstillen waren nicht selten, doch hielten sie nie lange an. Die hier beob-
achtete Strömung war unregelmässig, ebenso oft in westlicher Richtung laufend,
wie in östlicher. Neun Tage verbrachte das Schiff im Stillengürtel, dann erst
gelang es, am 31. Oktober in 4° N-Br und 28,8° W-Lg frei von demselben zu
kommen und den SO-Passat anzutreffen, von welchem geführt der „Zduard“ am
3. November in 31,6° W-Lg den Aequator passirte.
Das Schiff stand hier in einem sehr westlichen Punkte, aber im Vertrauen
auf die Jahreszeit liess Kapt, Seemann unbeirrt nach Süden steuern; und
obgleich man am 4. November die Insel Fernando de Noronha in Sicht lief und
am 6. und 7. November von 8 bis 10° S-Br die Küste von Brasilien erblickte,
fand man keine Schwierigkeit, sich fern von derselben zu halten. Als man
südlich von 11° S-Br gekommen war, nahm der Wind dort schon eine nördlich
von Ost liegende Richtung an, wurde zu gleicher Zeit aber auch flauer und
ziemlich unbeständig; der eigentliche Passat schien schon in 17° S-Br und 37,4°
W-Lg sein Ende gefunden zu haben. Am 13. November kreuzte die Bark, von
frischerem NE-Winde begünstigt, 20° S-Br in 38,7° W-Lg. Am 15. November
kam Kap Frio in Sicht, hier wurde der „Kduard“ durch südwestlichen Wind noch
einen Tag lang festgehalten. Später setzte wieder leichte nordöstliche Brise
ein, mit deren Hülfe es am 18. November gelang, die Santos-Bai zu erreichen.
Die Reisedauer von St, Uebes bis hieher war 43 Tage.
Nachdem in Santos die Salzladung entlöscht war, verliess die Bark diesen
Hafen am 21. December, für Bassein bestimmt. Die zur Zeit des südlichen
Sommers in der Santos-Bai so regelmässig wehenden nordöstlichen Winde auf
südlichem Kurse möglichst rasch durchschneidend, war das Schiff am 24. De-
cember nach 32,5° S-Br gekommen, bevor eine Aenderung in der Windrichtung
eintrat. Leichte, sich von SE nach SW verändernde Winde herrschten an
mehreren der zunächst folgenden Tage; beständigeren Westwind fand man nicht
eher, als bis man südlich von 37,5° S-Br in 22° W-Lg gelangt war. Am
6. Januar 1878 wurde in 42° S-Br der Meridian von Greenwich überschritten,
dann nach 43° S-Br und von hier ab ungefähr recht Ost gesteuert. Die
südlichste Breite, welche man erreichte, war 44° Süd in 42° O-Lg. Die in
diesen Breiten angetroffenen Winde wehten bei weitem vorherrschend aus west-
licher Richtung, obgleich man auch zu verschiedenen Zeiten östliche Winde fand.
An einem Tage, am 10. Januar, in 43,8° S-Br und 15,5° O-Lg, wehte ein heftiger
Sturm aus letzterer Richtung, der das Schiff zum Beidrehen nöthigte. Der
niedrigste während dieses Sturmes beobachtete Luftdruck war 741,2mm. An-
haltend schwere Stürme hatte das Schiff hier sonst nicht zu überstehen. Am
24. Januar wurde 40° S-Br in 68° O-Lg geschnitten; sobald man nördlich von
diesem Parallel kam, endeten die regelmässigen westlichen Winde und unbe-
ständige leichte Brise setzte ein. Kapt. Seemann schlug schon von hier aus
einen ungewöhnlich nördlichen Kurs ein, auf welchem das Schiff 80° O-Lg erst
am 30, Januar in 33,8° S-Br erreichte; es waren bis dahin seit Ueberschreiten
des Meridians von Greenwich 24 Tage verflossen. Flaue, veränderliche Winde
begleiteten das dem Passatgebiete zusteuernde Schiff allzu lange; man erreichte
die polare Grenze jener Zone erst am 6. Februar in 27,2° S-Br und 85,5° O-Lg.
Von hier ab konnte man dann rascheren Fortgang erzielen, der aber leider
auch wieder nicht von langer Dauer war. Denn, nachdem 13° S-Br in 88,6°
O-Lg am 12, Februar überschritten war, wurde der Wind nach und nach
ganz flau, bis er am 15. Februar in 9,4° S-Br in 89° O-Lg in Stille überging.
Für eine lange Zeit herrschte dann Mallung und Stille, durch die das Schiff
hier lange zurückgehalten wurde, Am 28. Februar war man endlich soweit
gekommen, dass der „Eduard“ in 88,1° O-Lg den Aequator überschreiten konnte;
in der Nähe desselben wurden etwas beständigere, westliche Winde angetroffen,
auf deren früheres Eintreffen man gerechnet hatte. In 6° N-Br und 89,1° O-Lg
fand der „Eduard“ die ersten Spuren des nordöstlichen Monsuns, mit dem nord-
westwärts gesteuert wurde; am 8. März erreichte das Schiff 10,7° N-Br in 83,1°
O-Lg, einen, für ein von der südlichen Halbkugel kommendes, nach Hinterindien
bestimmtes Schiff ziemlich ungewöhnlichen Ort; man befand sich hier nicht weit von
der Insel Ceylon. Günstig war der hier angetroffene Wind, derselbe nahm eine so
östliche Richtung an, dass ein rechtweisender Nordkurs verfolgt werden konnte.
Zwei Tare später, in 13.5° N-Br und 83° O-Le, hörte dieser Wind zu wehen auf,