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yelangte und sich also schon mehr der polaren Grenze des Passatgebietes näherte.
[0° S-Br wurde in 82,5° O-Lg am 19. April, 20° S-Br in 72° O-Lg am 26. April
und 30° S-Br in 37,8° O-Lg am 8. Mai gekreuzt. Den Meridian von 60° O-Lg
schnitt man am 1. Mai in 23,5° S-Br, und die südliche Grenze des SE-Passats
wurde am 5. Mai in 27° S-Br und 49,5° O-Lg überschritten. Nachdem das
Gebiet des letzteren Windes verlassen worden war, traf man südlich desselben
die in diesem Meerestheile so häufig wehenden, sich rechtlaufend stetig ver-
ändernden Winde, und hatte man sich mit ihrer Hülfe am 12. Mai der Afrika-
nischen Küste, südöstlich von Port Natal, bis auf eine Entfernung von 90 Sm
genähert. Eine starke Strömung fasste hier das Schiff und trieb es in drei
Etmalen 194 Sm nach Süden und Westen. Am 15. Mai wurde in der Nähe
des Kap Recife Land erblickt; an demselben Tage lief auch der Wind nach
Westen um, wurde später stürmisch, und konnte in Folge dessen die Bark
jetzt längere Zeit hindurch kaum etwas gewinnen; um die nächsten 4 Grad
Länge hier zurückzulegen, waren nicht weniger als 12 Tage erforderlich. Am
27. Mai, als sich das Schiff in Sicht des Leuchtfeuers von Agulhas befand, lief
der Wind endlich südöstlich und durch ihn gelangte das Schiff in kurzer Zeit
so weit westlich, dass, als bald nachher wieder Wind aus westlicher Richtung
durchkam, doch ein nördlicher Kurs verfolgt werden konnte.
Mit dem Erreichen des Passats, dessen südliche Grenze kurze Zeit nach-
her, am 1. Juni in 29,4° S-Br und 10,5° O-Lg, überschritten wurde, war dam
ein mehr befriedigender Verlauf der Reise, wie während der letztverflossenen
Wochen, gesichert. Vor frischer Brise aus SE steuerte man nordwestwärts und
schon am 8. Juni befand sich die „Elisabeth Rickmers“ im Gesichtskreise der
Insel St. Helena. Nördlich von deren Breite wurde wieder flauerer Passat an-
getroffen, doch glückte es, nachdem man am 14. Juni noch Ascension erblickt
hatte, am 19. Juni in 22,5° W-Lg den Aequator zu erreichen.
Eben nördlich von diesem, zwischen ihm und 3° N-Br, beobachtete man
eine ausserordentlich starke westliche Strömung; während eines Etmales wurde
durch dieselbe das Schiff nicht weniger als 59 Sm nach WzN vertrieben. Der
frisch wehende SE-Wind drehte sich, sowie der Abstand vom Aequator zunahm,
mehr und mehr nach Süden, bis man am 22. Juni in 5,5° N-Br und 26° W-Lg
in das Gebiet der Mallung gerieth. Es war jetzt die Zeit des Uebergangs der
gewöhnlich im Stillengürtel herrschenden Mallung zum sich entwickelnden süd-
westlichen Monsun; in Folge dessen hatte die „Zisabeth Rickmers“ verhältniss-
mässig lange Zeit mit Stillen und ganz leisem, veränderlichem Winde zu kämpfen,
bis man in 8° N-Br noch frischen südwestlichen Wind antraf, der dann einige
Tage später, sich langsam nach NW und Nord verändernd, am 30. Juni in
11,8° N-Br und 26,3° W-Lg Passat wurde. Die Zone des Passats erstreckte
sich bis nach 35,5° N-Br in 38,5° W-Lg; dann folgten leichte südliche und
westliche Winde, die in 40° N-Br und 36° W-Lg noch einmal unterbrochen
wurden: 5 Tage hindurch hatte man hier Windstille und Mallung, ehe wieder
züdlicher Wind einsetzte, mit welchem nun ein direkter Kurs nach dem Kanal
yesteuert werden konnte. Die Dauer der Reise vom Abgangshafen aus betrug
124 Tage.
2. Reise der Bremer Bark „Britannia“, Kapt. J. Seedorf.
Die eiserne Bark „Britannia“ befand sich am 31. August 1877 in der
Nähe der Scilly-Inseln. Das Schiff war von Cardiff ausgegangen, um Kohlen
nach Singapore zu bringen. Mit Hülfe umlaufender Winde, die eben so häufig
aus östlicher wie westlicher Richtung wehten, verfolgte das Schiff seinen süd-
lichen Kurs, und am 11. September befand sich die „Britannia“ in 30° N-Br
und 20° W-Lg. Hier hatte man zugleich die nördliche Grenze des Passat-
gebietes erreicht. Nachdem das Schiff die Kap Verde’schen Inseln westlich
passirt hatte, steuerte es einen SSO-Kurs. Am 19, September verlor man in
11° N-Br und 25,4° W-Lg den NE-Passat und erhielt kurze Zeit darauf den
SW-Monsun wieder, mit welchem nach SO gehalten wurde. Am 25. September hatte
östlicher Strom, zusammenwirkend mit der zurückgelegten Distanz auf südöst-
lichem Kurse, die „Britannia“, welche hier in Sicht des auch nach Hinterindien
vestimmten Bremer Schiffes „Hermann“ segelte, nach 4° N-Br in 17,5° W-Lg