Nachdem die sich lange hinzögernde Ladezeit endlich cin Ende gefunden
hatte, trat das Schiff am 13. August seine Rückreise nach England für Ordre
an. Die Windverhältnisse waren der Fortsetzung derselben im Anfange sehr
ungünstig; anstatt des regelmässigen Passats wehten die Winde oft aus süd-
südwestlicher, immer aber aus einer sehr südlichen Richtung. Erst am 26. August
konnte man in 867° West-Lg. den Parallel von 30° Süd-Br. schneiden; in der-
selben Breite schien auch die südliche Grenze des SE-Passats zu liegen. Ver-
änderliche, meist noch östliche Winde, führten das Schiff dann bis zum
1. September nach 40° Süd-Br. in 88,4° West-Lg., und erst mit dem Erreichen
dieser Breite stellten sich die erwarteten günstigen Westwinde ein. Nach 50°
Süd-Br. gelangte der „Charles Lüling“ in 83.9° West-Lg. und liess der Capitain
nun, getrieben von stürmischen Westwinden, auf das Cap Horn zusteuern, dessen
Länge am 9. September nach einer Reise von 27 Tagen passirt wurde. Es wehte
zur Zeit, als der Meridian des Caps gekreuzt wurde, ein heftiger Sturm aus
WNW, bei welchem der Luftdruck bis auf 736.0mm abnahm. Die Winde waren
überhaupt während der ganzen Zeit, welche der „Charles Lüling“ südlich von
50° Süd-Br. verbrachte, so ununterbrochen stürmisch, dass ein westwärts be-
stimmtes Schiff Nichts hätte gewinnen können.
Im Südatlantischen Ocean wurde der Kurs so gewählt, dass 50° Süd-Br.
am 12, September in 53.5° West-Lg., 40° Süd-Br. am 17. September in 37.4°
West-Lg. und 30° Süd-Br. am 25. September in 285° West-Lg. angelaufen
wurde. Bis nach 30° Süd-Br. begleiteten westliche Winde das Schiff, bald
nachher lief der Wind sehr nördlich, wie es hier so häufig geschieht, und er-
schwerte das Fortkommen nach Norden. Zwischen 30°—20° Süd-Br. vollendete
der Wind zwar zweimal einen Rundlauf durch alle Compassstriche, aber auch
dabei war es schwierig, gegen die in diesen Drehungen vorherrschenden nörd-
lichen Winde voran zu kommen. Je näher das Schiff der Passatgrenze kam,
desto fester hielt der Wind sich in den zwischen NNW und NNE liegenden
Strichen der Rose, und erst in 18.9° Süd-Br. und 249° West-Lg. gelang es
dem Schiffe, am 4, October die südliche Grenze des SE-Passates zu über-
schreiten,
Die weitere Reise im Südatlantischen Ocean wurde nun rasch zurück-
gelegt, und am 11. October passirte der „Charles Lüling“ in 26.2° West-Lg.
die Linie; es waren also 32 Tage gebraucht worden, um von Cap Horn dahin
zu gelangen,
Der SE-Passat wehte über den Aequator bis auf 5° Nord-Br., dort ging
er in 25° West-Lg. am 13. October ohne Störung in den noch herrschenden
SW-Monsun über. Im Gebiete desselben wurde eine etwa 12 Seem. im Etmale
betragende Versetzung nach Osten beobachtet, während in der Nähe des
Aequators die dort angetroffene Aequatorialströmung mit doppelter Schnellig-
keit nach Westen lief, Der SW-Monsun, der im südlichen Theile seines Ge-
bietes aus Süd- und SSW-Richtung wehte, drehte sich, dem normalen Verlaufe
gemäss, sowie das Schiff sich seiner nördlichen Grenze näherte, durch West
nach Nord und fand in 9,9° Nord-Br. und 24.1° West-Lg. sein Ende. Während
ainer Wache herrschte dann Windstille, bis sich der NE-Passat einstellte.
Mit diesem wurde in der folgenden Zeit 20° Nord-Br. in 32.2° West-Lg.
am 23. Oetober geschnitten, er endete erst, als am 27. October 28° Nord-Br.
in 33.8° West-Lg. überschritten wurde. Der Wind lief dort von Ost durch
Süd nach SW. Am 1. November erblickte man die Insel Pico, kreuzte
10° Nord-Br. in 27.7° West-Lg. am 5. November und passirte am 10. November
nach einer Reisedauer von 89 Tagen Lizard. Hier erhielt der Capitain Ordre,
nach Hamburg weiterzusegeln, cr langte am 13. November glücklich auf der
Flbe an.
9. Reise der Wismarischen Bark „Paul Thormann“, Capt. C. Vagt.
Die in Wismar zu Hause gehörende Bark „Paul Thormann“, Capt.
Vagt, vollendete im August des letzten Jahres eine rasche Reise nach New-
York, deren Journal der Capitain der Seewarte von England zuschickt. Das
Schiff war am 8, August 1877 von Great Yarmouth ausgegangen, segelte
nördlich um Schottland und stand am Mittage des 11. August in 58.1° Nord-Br.
und 0.5° West-Lg. Der dort wehende Nordwind drehte sich am folgenden