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Full text: 6, 1878

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Das südwestwärts steuernde Schiff traf dann Winde an, die im Verlaufe 
mehrerer Tage, 2 Mal durch alle Striche der Windrose liefen, jedoch dabei be- 
Friedigenden Fortgang ermöglichten, Im 43° Süd-Br. und 58.6° West-Lg. fand 
man die in der Nähe von Patagoniens Ostküste worherrschenden NW - Winde 
and erreichte durch sie begünstigt 50° Süd-Br. in 63.2° West-Lg. schon am 
5. März, also nur 23 Tage, nachdem der Aequator geschnitten wurde. 
Am 6. März umsegelte das Schiff mit nordwestlichem Winde die Ostspitze 
der Insel Staten-Land und fand, was sich hier so häufig ereignet, gleich südlich 
von derselben anderen Wind, als nördlich des Landes geherrscht hatte. Der 
Wind sprang erst um nach Süd, dann nach Ost und wehte während 2 Wachen 
aus dieser Richtung mit der Gewalt eines heftigen Sturmes; das Barometer war 
zu dieser Zeit auf den ausserordentlich niedrigen Stand von 727.5mm gefallen. 
Leider hielt der günstige Sturm nicht lange an, nach kurzer Zeit lief der Wind 
um nach SW, und es wurde fast windstille. Dann folgte ein längerer Zeitraum, 
in dem fast nur westliche Winde wehten; doch waren sie, was im März unge- 
wöhnlich ist, nicht stürmisch und oft sehr nördlich laufend, so dass doch gegen 
sie und den oft bedeutenden Oststrom nach Westen konnte aufgearbeitet werden. 
Die Winde wehten vorzugsweise aus dem nordwestlichen Quadranten; südwest- 
liche Winde, mit denen zur Zeit des südlichen Winters stets die günstigsten Streck- 
buge gemacht werden können, stellten sich nur selten und für kurze Zeit ein. 
Unter diesen Verhältnissen konnte der Parallel von 50° Süd-Br. erst wieder am 
26. März in 83.4° West-Lg. erreicht werden, 21 Tage nachdem dieselbe Breite 
im Süd-Atlantischen Ocean verlassen worden war. 
Während die Reise von der Linie nach 50° Süd-Br. um 6 Tago kürzer 
war, als die entsprechende von Maury berechnete mittlere Reisedauer der 
amerikanischen Cap Horn-Fahrer, war die vom „Charles Lüling“ gebrauchte Zeit, 
um von 50°-—50° zu kommen, um 3 Tage länger als Maury’s Mittel für diese 
Strecke. Nachdem diese Breite im Stillen Ocean erreicht war, ging es rasch 
nordwärts. 40° Süd-Br. wurde in 84.4° West-Lg. schon am 29. März, 30° Süd- 
Br. in 81.7° West-Lg. am 2. April geschnitten. In 32° Süd-Br. und 82.3° West- 
Lg. ging der Wind ohne Störung durch Süd in den SE-Passat über. Am 7. April 
wurde in 13.s° Süd-Br. die Küste von Peru angelaufen und am folgenden Tage 
in der Bucht von Callao nach einer Reise von 85 Tagen vom Kanal her, geankert. 
Von Callao aus trat das Schiff am 14. April seine Weiterreise nach Point 
Lobos, einem nahe bei Zqguique gelegenem Guanoplatz an. Capt. Wicke wählte, 
um dahin zu gelangen, nicht den in seiner Dauer oft so unsicheren Weg längs 
der Küste, sondern beschloss, das Gebiet des Passats zu durchsegeln und süd- 
lich von demselben mit den daselbst zu erwartenden Westwinden sich der 
Küste zu nähern. Es wurde deshalb, sowie der Hafen verlassen war, voll und 
bei über Steuerbordbug durch den Passat gesteuert. So wie die Entfernung 
von der Küste zunahm, raumte auch der Wind, und als 87,7° West-Lg. in 24.3° 
Süd-Br. angesegelt war, konnte man Ost von Süd steuern, Wenig südlicher, in 
95.5° Süd-Br. endete der Passat gänzlich, der Wind holte nordöstlich und ging 
in 27° Süd-Br. durch Nord nach NW. Der Capitain liess nun Ost weg halten, 
am 23. April erblickte man die Inseln Felix und Ambrose und begann von nun 
an auf östlichem Kurse etwas Nord mit anzuholen. In 25.7° Süd-Br. und 76.6° 
West-Lg. gerieth der „Charles Lüling“ wieder in das Gebiet des SE-Passats. 
Beim Verlassen sowohl, wie jetzt wieder beim Eintreten in dasselbe, war keine 
Mallung angetroffen worden. Bis nach 22.s° Süd-Br. und 71.7° West-Lg. herrschte 
in der jetzt folgenden Zeit der Passat frisch, dann gerieth der „Charles Lüling“ 
in die Gegend der unbeständigen leichten Küstenwinde und gebrauchte in der- 
selben noch 2 Tage ehe er am 30. April nach einer recht guten Reise von 
16 Tagen, bei Point Lobos ankern konnte. 
Während des Aufenthaltes auf dortiger Rhede, ereignete sich am 9. Mai 
1877 das furchtbare Erdbeben, welches verbunden mit der dasselbe begleitenden 
Fluthwelle, schreckliches Unglück in den Hafenstädten Perus verursachte, unter 
anderen auch das, derselben Rhederei gehörende, Schiff „EX. F. Gabain“ ver- 
nichtete. Capt. Ellerbrock kam mit seinem Schiffe ohne jeden Schaden davon, 
er fühlte nur um 8'/ Uhr Abends das heftige Beben und beobachtete die durch 
die mächtigen Fluthwellen hervorgerufenen, rasch wechselnden Strömungen, 
welche zu Zeiten eine Schnelligkeit von 7—8 Seem. in der Stunde hatten
	        
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