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Full text: 6, 1878

A 
wehte es noch einmal stürmisch aus südlicher Richtung, ohne dass der Luft- 
druck dabei erheblich abnahm. Südliche Winde herrschten weiter auch in der 
folgenden Zeit vor, doch ist die Reise bis zu ihrem Ende nicht zu verfolgen, 
weil, als am 19. October 48° Nord-Br. in 20° West-Lg. erreicht war, mit der 
Führung des meteorologischen Journals aufgehört wurde. 
2. Reise der Bremer Bark „Europa“, Capt. B. 6. Kimme. 
Das Bremer Schiff „Europa“, Capt. B. G. Kimme, verliess am 13. Juli 
1877 die Wesermündung und trat die Reise nach Baltimore an. Mit anfänglich 
leichten, nach einiger Zeit aber auffrischenden Ostwinden schlug der Capitän 
die, zur Sommerzeit von den Bremer Schiffsführern mit Vorliebe gewählte 
Route nördlich um Schottland ein. Am 16. Juli erblickte man Fair Island, 
passirte bald nachher mit leichtem südlichem Winde die Strasse zwischen den 
Orkneys- und den Shetland - Inseln und segelte in den Atlantischen Ocean ein. 
Die hier zuerst angetroffenen Winde waren, wenn auch nicht sehr beständig, 
doch meist aus östlicher Richtung wehend und dem Fortgange der Reise ganz 
zünstig. Am 20. Juli gelangte die Bark nach 30° West-Lg. in 53.4° Nord-Br., 
hatte also bis dahin eine ganz zufriedenstellende Reise. In der nun folgenden 
Zeit ging es aber nicht so gut vorwärts, es wehten vorherrschend westliche 
Winde, doch waren sie, der Jahreszeit angemessen, nicht stürmisch und konnte 
daher noch immer Länge gewonnen werden. Als das Schiff jedoch nach 41° 
Nord-Br. in 46,9° West-Lg. gekommen war und noch immer westliche Winde 
angetroffen wurden, beschloss der Capitain, nach Süden abzuhalten und den 
Rest der Reise in niedrigeren Breiten zurückzulegen. Es wurde so 40° Nord-Br. 
in 47.,° West-Lg. am 11. August und 31° Nord -Br. in 53.6° West-Lg, am 
20. August geschnitten. In letzterer Breite steuerte Capt. Kimme nun nach 
Westen, anfänglich mit frischen südlichen Winden, später.mit beständiger Brise 
aus nordöstlicher Richtung. 70° West-Lg. erreichte man in 32.5° Nord-Br. am 
27. August; am folgenden Tage wurde, noch immer begünstigt von ziemlich 
frischen nordöstlichen Winden, der Golfstrom durchschnitten und am 30. August 
nach einer Reise von 48 Tagen die Chesapeake-Bucht erreicht. 
Am 22. September ging das Schiff wieder in See, um die Rückreise nach 
Bremen auszuführen: ‚es traf auf dieser ungewöhnlich viele Ostwinde an; in der 
That herrschten bis zu der Länge der Bänke von Neufundland fast nur östliche 
Winde, und mehrere Male wehten sehr schwere Stürme aus dieser Richtung. 
Besonders vom 4. bis 10. October litt das Schiff unter Oststürmen von ausser- 
gewöhnlicher Gewalt, die mit Bezichung auf ihre Stärke und Windänderungen 
cinen Orkanartigen Charakter trugen. Ks trafen diese schweren Stürme eine 
ganze Anzahl von Bremer Schiffen, wie „Jupiter“, „Theodor Körner“, „Preciosa“, 
welche Bark die Masten auswarf, und „Anna“, die gänzlich darin verloren ging. 
Capt. Kimme vermuthete schon am 4. October, als die „Zuropa“ sich in 40.1° 
Nord-Br. und 57.3° West-Lg. befand, die Nähe eines Orkans, obgleich das Baro- 
meter noch um 8" a. m. einen Stand von 76l.gmm hatte. Der vorher aus ENE 
wehende Wind drehte sich damals langsam nach ESE und wuchs zur Stärke 9. 
Die See lief wild durcheinander, und schwere Böen in Stärke 10 trafen von Zeit 
zu Zeit das Schiff; jetzt nahm der Luftdruck. rasch ab. Die Bark wurde über 
Backbordbug beigedreht. Um 8* p. m. des 5. October herrschte SE-Sturm von 
Stärke 10, der Luftdruck war zur Zeit 752,zmm. Im weiteren Verlauf der Nacht 
nahm der Wind dann ab bis zur Stärke 8, auch um 8* a. m. des 6. Oetobers, 
als die Bark sich in 413° Nord-Br. und 543° West-Lg. befand, wehte er noch 
mit derselben Kraft, jetzt aber aus südsüdöstlicher Richtung, wobei das Baro- 
meter seinen niedrigsten Stand mit 750,7mm erreichte. Nachmittags desselben 
Tages lief der Wind dann nach SSW und durch West weiter nach Nord: der 
Luftdruck nahm nun zu, aber die Heftigkeit des Sturmes wuchs trotzdem. 
Während der folgenden 4 Tage stürmte es ununterbrochen in Stärke 10 und 9, 
wobei der Wind sich wieder rechtlaufend nach ENE drehte; es war, als ob die 
Stürme aus nordöstlicher Richtung nicht enden wollten. Erst am 13, October, 
als das Schiff nach einer mühevollen Zeit 39.9° Nord-Br. in 459° West-Lg. 
erreicht hatte, lief der Wind nach SW und wehte nun aus diesem Quadranten 
{ür längere Zeit. Am 23, October war in 47.9° Nord-Br. und 12.s° West-Lg. 
noch ein schwerer Weststurm zu bestehen, bei dem das Barometer auf 752 ımm
	        
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