1. Reise der Hamburger Bark „Taikun“, Capt. C. Pein.
Die Hamburger Bark „Taikun“, geführt von Capt. C. Pein, kehrte im
November 1877 von einer Reise nach der Westküste Afrikas, welche im Februar
desselben Jahres angetreten war, nach Hamburg zurück. Das von Hamburg
zunächst nach Monrovia bestimmte Schiff stand am 25, Februar 1877 auf den
Aussengründen vor dem Kanal und steuerte mit frischem nordwestlichem Winde
südwärts. Mit Hülfe veränderlicher, jedoch wenig stürmischer Winde gelangte
man am 3. März nach 40° Nord-Br. in 18.7° West-Lg., erhielt dort, nachdem
für einige Wachen Windstille geherrscht hatte, südöstlichen Wind, mit welchem
nach kurzer Zeit 30° Nord-Br. in 22.,° West-Lg. am 7. März erreicht werden
konnte. Der SE-Wind ging ohne Unterbrechung in den NE-Passat, dessen
nördliche Grenze in 26.9° Nord-Br. und 22.6° West-Lg. überschritten wurde,
über. Leider hielt derselbe nicht lange an, in 20° Nord-Br. und 21.7° West-Lg.
trat eine mehrere Tage anhaltende, durch leichte westliche Winde und Stille
verursachte Störung desselben ein, verbunden mit einer Abnahme des Luft-
üdruckes von etwa 33mm. Der Capitain macht dabei in seinem Journale die Be-
merkung, dass, während Windstille herrschte, die unteren Wolken mit beträcht-
licher Geschwindigkeit aus SW vorüberzogen. Nach einiger Zeit kam nörd-
licher Wind durch, doch stellte sich eigentlicher Passat erst wieder ein, als
die Bark nach 15.4° Nord-Br. und 21.4° West-Lg, gekommen war. 10° Nord-Br.
schnitt das Schiff. in 20.4 West-Lg., dann liess Capt. Pein, der bis dahin recht
Süd hin gehalten hatte, östlicher steuern und verlor in 6.s° Nord, fast schon
der Breite seines Bestimmungsortes, und in 16.1° West-Lg. den NE-Passat.
Mit Hülfe leichter veränderlicher Winde, die bis zum Meridian von 15° West-Lg.
vorherrschend aus nordöstlicher, später aus südlicher und westlicher Richtung
wehten, wurde der Küste zugesteuert, begünstigt von einem allmählich an
Stärke zunehmenden Oststrome. Es traten während der dazu nöthigen Zeit
oft Gewitter und Böen auf, doch wurde Windstille von nennenswerther Dauer
nicht angetroffen. Am 29, März, als das Schiff nur noch etwa 50 Seemeilen
westlich von seinem Bestimmungshafen stand, wehte für die Dauer von 4 Stunden
ein schwerer Tornado aus NE, dessen Windstärke der Capitain auf 10 schätzt;
für die folgenden 12 Stunden wurde dadurch der sowohl vor- wie nachher aus
südwestlicher Richtung wehende Wind gestört. Das Herannahen des Tornado
machte sich frühzeitig durch heftiges Blitzen im NE bemerkbar; der zur Zeit
noch aus WzS kommende Wind wurde dann stürmisch, bis plötzlich der Tornado
aus NE hereinbrach; mit ihm nahm der Luftdruck um 21mm zu. Der Wind
mässigte sich aber bald, und kurze Zeit nachher herrschte wieder südwestlicher
Wind, der die Bark am 30. März nach 33 tägiger Reise vom Kanal her an
ihren Bestimmungsort brachte.
Von Monrovia wurde am 6. April die Reise nach St. Paul de Loanda fort-
gesetzt; der südwesiliche Monsun wehte jetzt schon frisch und war von einer
Ostströmung, die durchschnittlich 30 Seem. im Etmale betrug, begleitet.
Capt. Pein strebte danach, so schnell wie möglich die Linie zu erreichen, und
kreuzte dieselbe am 11. April in 5.1° West-Lg. Er beabsichtigte auf. der
äusseren Route seinen Bestimmungshafen zu erreichen, und liess deshalb, sobald
er in 2.4° Süd-Br. und 5.4° West-Lg. in das offene Gebiet des frischen SE-
Passats gelangt war, voll und bei nach SSW halten. Man konnte jedoch nur
einen mittleren Kurs von SW*%/4S gut machen, da das Schiff durch die etwa
20 Seem, täglich betragende westliche Strömung bedeutend abgetricben wurde.
Nachdem 520 Seem. seit Eintritt des SE-Passates zurückgelegt waren, stand
die Bark am Mittage des 18. April in 9.s° Süd-Br. und 10,9° West-Lg. un-
gefähr 230 Scem. in SEzE'4AE von der Insel Ascension. Hier wurde gewendet
und wieder nordöstlich gelegen. Der Meridian von Greenwich wurde am
25. April in 4.6° Süd-Br. geschnitten, und am 28. April gelangte man in der-
selben Breite und 4,5° Ost-Lg. wieder an die östliche Grenze des SE-Passates,
wo zugleich der SSW-Wind der afrikanischen Küste errreicht wurde. Das
Schiff stand nun fast genau 600 Seem. in ESE*/4E von dem Orte, an welchem
es am 14. April in das Gebiet des SE-Passates eintrat, hatte also 14 Tage
gebraucht, um jene Distanz in der bezeichneten Richtung aufzukreuzen.