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Full text: 6, 1878

Innerhalb der Zehngradfelder 338 und 339 (zwischen 10°—20° Süd-Br. und 
20°—40° West-Lg.) liegt, mit Bezug auf die Reisefortschritte, verhältnissmässig 
der schlechteste Abschnitt unserer Route, In Anbetracht des in Aussicht ge- 
stellten frischen SE-Passates hoffte ich die Reise von der Linie nach Rio in 
10 Tagen zu vollenden; höchst unerwarteter Weise machte jedoch der Passat 
schon auf 12° Süd-Br. und 29° West-Lg. leichten Winden aus Ost—ENE Platz, 
die zeitweise noch nördlicher gingen und zwischen 15° bis 17° Süd-Br. und 
etwa 33° West-Lg. sogar von Stillen und ganz veränderlichen Winden unter- 
brochen wurden. 
Da wir in dieser Gegend mehrere Schiffe trafen, während bis daher auf 
Züd-Br. keine Schiffe mehr in Sicht gewesen waren, so lässt sich annehmen, 
dass diese Stillen schon längere Zeit angehalten hatten, Die Luft war, ab- 
gesehen von einigen leichten Regenböen, klar, die Ansicht des Himmels behielt 
den Passat-Charakter. 
Auf 17° Süd-Br. und 34° West-Lg. kam der SE mit allen Anzeichen des 
Passats wieder zum Durchbruch und ging, wie es zu erwarten stand, noch ehe 
wir 20° Süd-Br. auf etwa 37° West-Lg. passirt hatten, auf NE—NNE über. 
Wir haben zwischen 10°—20° Süd-Br. fast 8 Tage zugebracht, und durch- 
schnittlich nur 4.07 Seem. die Stunde zurückgelegt, — gewiss ein auffallend 
schlechtes Resultat für das Segeln im SE-Passat. 
Besser, als der Wind, hat uns der vom Aequatorial-Strom sich ab- 
zweigende, nach Süd und West setzende sogenannte Brasilianische Strom zur 
Seite gestanden, welcher uns: 
ron 10° bis 12° Süd-Br. nach 
1° „ 13° 
“9 ” 14° n 
° „ 15 ©. 
> 16° > 
>, 719 
17° „19° ” » 
19° . 201° ” 
A 
» 
versetzte. 
Die Oberflächen-Temperatur schwankte bis 17° Süd-Br. vielfach zwischen 
26.s° und 255°, dann kam sie nicht mehr über 26.0° und hielt sich seit 
22° Süd-Br. anhaltend unter 24.0°. 
Das specifische Gewicht betrug im Mittel 1.0262, wobei jedoch zu bo- 
merken bleibt, dass südlich von 17° Süd-Br. das Wasser erheblich schwerer 
war und die Werthe nie unter 1.0265 gefunden wurden.!) 
Der Schluss der Reise von 20° Süd-Br. bis Rio war, wenn man die 
Angaben der Segeldireetionen als Norm nehmen will, von ganz aussergewöhn- 
lichen Witterungsverhältnissen begleitet. Winde zwischen Nord und Ost sollen 
die fast ausnahmslose Regel dieser Jahreszeit sein. Wir trafen oben alle anderen, 
nur nicht diese Winde. 
Der Wind ging am 16. October früh zwischen 21° und 22° Süd-Br. nach 
NW, wobei während 4 Stunden das Barometer von 767.5 auf 762.9 mm fiel, 
wehte 8 Stunden mit Stärke 6—7 und drehte dann mit steigendem Barometer 
und rasch abnehmender Stärke am Abend weiter nach SSW. 
Während des NW-Windes war die Luft drückend schwül und auffallend 
feucht, die See lief hoch aus Nord und liess eine höchst unangenehme Dünung 
zurück. Sowie der südliche Wind durchkam, bezog sich der Himmel mit schweren 
tiefhängenden nimbi, die dann auch bald reichlichen Regen brachten. 
Am 17. October, wo der Wind sehr veränderlich zwischen Süd bis SE 
war, und zwar in. den Böen aus Süd mit Stärke 7, aber abflauend, sobald er 
östlich ging, regnete es fast ununterbrochen, die Temperatur der Luft fiel von 
24.5° auf 20.0°. 
Am 18. October Morgens lotheten wir die Brasilianischen Gründe an und 
bekamen um 9%/4 a. m. das Cap Frio in einem regenfreien Augenblick in Sicht. 
1) Das hier gefundene grössere specifische Gewicht des Seewassers mag zum Theil auch 
durch die oben im Text erwähnte geringere Temperatur verursacht sein; eine Reduction für die 
LPemperatur scheint bei diesen Angaben nicht vorgenommen zu sein. A. d. R.
	        
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