kann die Annahme eines und desselben Normalwerthes für fünf Tage im
Frühling und im Herbst das Bild nicht unwesentlich entstellen. Denn da zu
diesen Jahreszeiten die durchschnittliche, der jährlichen Periode entsprechende
Temperaturveränderung für 24 Stunden fast '/s Grad beträgt, so wird im Früh-
ling z. B. der letzte Tag einer Pentade von einer um ca. 1° tieferen Temperatur
abgezogen, als der erste der folgenden, und werden deshalb diese beiden Tage,
auch wenn sie den normalen. Temperaturzuwachs von 0.2° unter sich zeigen, in
den Abweichungen das Bild eines relativen Rückschlags, nämlich eine Aufeinander-
folge von + 0.4° und — 0.4° darbieten; und bei gewissen Pentaden kann sich
dieser Fehler, auch wenn wir. 25-jährige Mittel zu Grunde legen, fast auf 1°
jederseits, resp. 2° in Summa, steigern.
Unter Annahme dieser Gesichtspunkte musste es sich darum handeln,
Mittelwerthe für die einzelnen Tage des Jahres zu gewinnen, welche sich mög-
lichst auf einen und denselben Zeitraum von Jahren bezogen, dem nur so konnte
die grösstmögliche Vergleichbarkeit. aller zu berechnenden Abweichungen von
diesen Normalwerthen unter einander erreicht werden, Zu einer Neuberechnung
von Tages- oder auch nur Pentadenmiiteln aus einer längeren (mindestens
50-jährigen) Periode für eine grössere Anzahl von Stationen fehlt es einerseits
an Material, andererseits würde die Arbeit eine für die vestehenden Verhältnisse
viel zu umfangreiche und namentlich mit dem erreichbaren Resultat in durchaus
keinem richtigen Verhältnisse stehende sein. .
Die Ableitung vergleichbarer Mittel für benachbarte Orte, d. h. solcher,
die von den idealen, absoluten Normalen um nahezu gleiche Grössen abweichen,
erfordert für Monatsmittel eine bedeutend kürzere Beobachtungsreihe, als
für Pentaden- oder gar Tagesmittel, weil Störungen von geringerer Dauer ihre
Compensation in viel geringerer Entfernung finden, als solche von langer Dauer,
und also der in den Unregelmässigkeiten des Ganges der vigliährigen Mittel
sich aussprechende Einfluss abnormer Monate sich über viel grössere Land-
flächen gleichmässig erstrecken muss und daher von unserem Gesichipunkt
eher unbeachtet gelassen werden kann, als der Einfluss abnormer Pentaden oder
Tage, abgesehen davon, dass auch die Grösse der Abweichung dieser abnormen
Epochen vom Mittel, und also auch üeren Einfluss auf die Normalwerthe für die
Monate bedeutend kleiner, als für die Pentaden, und namentlich als für die
Einzeltage ist.
Tragen wir die Monatsmittel in ein Coordinatennetz ein, verbinden sie
durch eine Curve und benutzen diese zur Ermittelung des normalen jährlichen
Ganges, so vertheilen wir die noch in den Mitteln vorhandenen Störungen eben-
falls in sehr gleichmässiger Weise in der Zeit und lassen die nach einander
folgenden Tage mit nahezu denselben geringen Fehlern behaftet, also unter sich
möglichst vergleichbar sein.
Bei diesem Verfahren müssen allerdings etwa vorhandene normale
Eigenthümlichkeiten bestimmter einzelner Tage im Jahr unbeachtet bleiben;
allein erstens ist es noch in keinem Falle von solchen an das bestimmte Datum
gebundenen Unregxelmässigkeiten der Temperatur - Curve sicher nachgewiesen
worden, dass sie dem normalen Gange und nicht nur jenen gewissen Jahres-
reihen angehörten, so dass nicht durch Hinzufügung weiterer Jahre dieselben
verschwinden könnten; zweitens ist auch im Falle ihrer Existenz ihr Hervor-
treten in den „Abweichungen“ der einzelnen Jahre nicht unzweckmässig, da der
Hauptzweck dieser Abweichungen, aufzufordern und zu leiten zur Untersuchung
der von der periodischen Aenderung der Sonnenstrahlung nicht direct abhängigen
Erscheinungen in der Temperatur, auch hier durchaus zutrifft. Freilich sind
wir nicht im Stande, etwa auf theoretischer Rechnung fussend, die directe Wir-
kung der Sonnenstrahlung auf die Temperatur von den Wirkungen des Windes,
der Bewölkung ete, zu trennen; es könnte sonst in Frage kommen, ob nicht
die Abweichung von jenem, theoretisch aus der Sonnenstrahlung abgeleiteten
Temperaturgange das interessanteste und für Untersuchungen brauchbarste
Moment wäre. Wir finden in der That nicht nur die durchschnittliche Lago
der Temperatur-Curve (das Jahresmittel) und die Grösse der jährlichen Schwan-
kung, sowie die Lage der Wendepunkte durch diese Momente ausserordentlich
beeinflusst, sondern es weisen auch gewisse Unregelmässigkeiten und Einbiegungen
sogar der aus vieljährigen Peutaden- oder Monatsmitteln abgeleiteten Curven