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Full text: 6, 1878

kann die Annahme eines und desselben Normalwerthes für fünf Tage im 
Frühling und im Herbst das Bild nicht unwesentlich entstellen. Denn da zu 
diesen Jahreszeiten die durchschnittliche, der jährlichen Periode entsprechende 
Temperaturveränderung für 24 Stunden fast '/s Grad beträgt, so wird im Früh- 
ling z. B. der letzte Tag einer Pentade von einer um ca. 1° tieferen Temperatur 
abgezogen, als der erste der folgenden, und werden deshalb diese beiden Tage, 
auch wenn sie den normalen. Temperaturzuwachs von 0.2° unter sich zeigen, in 
den Abweichungen das Bild eines relativen Rückschlags, nämlich eine Aufeinander- 
folge von + 0.4° und — 0.4° darbieten; und bei gewissen Pentaden kann sich 
dieser Fehler, auch wenn wir. 25-jährige Mittel zu Grunde legen, fast auf 1° 
jederseits, resp. 2° in Summa, steigern. 
Unter Annahme dieser Gesichtspunkte musste es sich darum handeln, 
Mittelwerthe für die einzelnen Tage des Jahres zu gewinnen, welche sich mög- 
lichst auf einen und denselben Zeitraum von Jahren bezogen, dem nur so konnte 
die grösstmögliche Vergleichbarkeit. aller zu berechnenden Abweichungen von 
diesen Normalwerthen unter einander erreicht werden, Zu einer Neuberechnung 
von Tages- oder auch nur Pentadenmiiteln aus einer längeren (mindestens 
50-jährigen) Periode für eine grössere Anzahl von Stationen fehlt es einerseits 
an Material, andererseits würde die Arbeit eine für die vestehenden Verhältnisse 
viel zu umfangreiche und namentlich mit dem erreichbaren Resultat in durchaus 
keinem richtigen Verhältnisse stehende sein. . 
Die Ableitung vergleichbarer Mittel für benachbarte Orte, d. h. solcher, 
die von den idealen, absoluten Normalen um nahezu gleiche Grössen abweichen, 
erfordert für Monatsmittel eine bedeutend kürzere Beobachtungsreihe, als 
für Pentaden- oder gar Tagesmittel, weil Störungen von geringerer Dauer ihre 
Compensation in viel geringerer Entfernung finden, als solche von langer Dauer, 
und also der in den Unregelmässigkeiten des Ganges der vigliährigen Mittel 
sich aussprechende Einfluss abnormer Monate sich über viel grössere Land- 
flächen gleichmässig erstrecken muss und daher von unserem Gesichipunkt 
eher unbeachtet gelassen werden kann, als der Einfluss abnormer Pentaden oder 
Tage, abgesehen davon, dass auch die Grösse der Abweichung dieser abnormen 
Epochen vom Mittel, und also auch üeren Einfluss auf die Normalwerthe für die 
Monate bedeutend kleiner, als für die Pentaden, und namentlich als für die 
Einzeltage ist. 
Tragen wir die Monatsmittel in ein Coordinatennetz ein, verbinden sie 
durch eine Curve und benutzen diese zur Ermittelung des normalen jährlichen 
Ganges, so vertheilen wir die noch in den Mitteln vorhandenen Störungen eben- 
falls in sehr gleichmässiger Weise in der Zeit und lassen die nach einander 
folgenden Tage mit nahezu denselben geringen Fehlern behaftet, also unter sich 
möglichst vergleichbar sein. 
Bei diesem Verfahren müssen allerdings etwa vorhandene normale 
Eigenthümlichkeiten bestimmter einzelner Tage im Jahr unbeachtet bleiben; 
allein erstens ist es noch in keinem Falle von solchen an das bestimmte Datum 
gebundenen Unregxelmässigkeiten der Temperatur - Curve sicher nachgewiesen 
worden, dass sie dem normalen Gange und nicht nur jenen gewissen Jahres- 
reihen angehörten, so dass nicht durch Hinzufügung weiterer Jahre dieselben 
verschwinden könnten; zweitens ist auch im Falle ihrer Existenz ihr Hervor- 
treten in den „Abweichungen“ der einzelnen Jahre nicht unzweckmässig, da der 
Hauptzweck dieser Abweichungen, aufzufordern und zu leiten zur Untersuchung 
der von der periodischen Aenderung der Sonnenstrahlung nicht direct abhängigen 
Erscheinungen in der Temperatur, auch hier durchaus zutrifft. Freilich sind 
wir nicht im Stande, etwa auf theoretischer Rechnung fussend, die directe Wir- 
kung der Sonnenstrahlung auf die Temperatur von den Wirkungen des Windes, 
der Bewölkung ete, zu trennen; es könnte sonst in Frage kommen, ob nicht 
die Abweichung von jenem, theoretisch aus der Sonnenstrahlung abgeleiteten 
Temperaturgange das interessanteste und für Untersuchungen brauchbarste 
Moment wäre. Wir finden in der That nicht nur die durchschnittliche Lago 
der Temperatur-Curve (das Jahresmittel) und die Grösse der jährlichen Schwan- 
kung, sowie die Lage der Wendepunkte durch diese Momente ausserordentlich 
beeinflusst, sondern es weisen auch gewisse Unregelmässigkeiten und Einbiegungen 
sogar der aus vieljährigen Peutaden- oder Monatsmitteln abgeleiteten Curven
	        
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