3.2 Seegang
Nordseezustand 2004
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Die durch die zentrale Lage bedingte geringe Richtungsabhängigkeit der Wellenhö
hen an der Position Ekofisk hinsichtlich der Windstreichlänge zeigt sich auch in den
stärker »verschmierten« saisonalen Verteilungen und vergleichsweise flachen, diffu
sen Verteilungsgipfeln (Abb.3-14). Letztere waren im Frühjahr und Sommer an NW-
Winde gekoppelt, im Winterhalbjahr an SW-Winde gebunden. Die zugehörigen Modal
wellenhöhen lagen in den ersten drei Quartalen bei 2 m, im 4. bei 3.5 m. Der im sai
sonalen Vergleich des Jahres 2004 extreme Modalwert im Herbst befindet sich im Ein
klang mit einem entsprechend extremen Vektormittel des »Nordseewindes« von 5.8 m
aus WSW, welches jedoch anhand der Windklimatologie als für die Jahreszeit »nor
mal« qualifiziert wurde (Abb.2-12,S.52). Entsprechendes dürfte von daher für die Mo
dalwellenhöhe im Herbst gelten, während diejenige im Winter (2 m) als unterdurch
schnittlich eingeschätzt wird.
Schließlich scheint die gute Korrespondenz zwischen den Mustern der lokalen Wind
verteilungen in der zentralen Nordsee und Häufigkeitsverteilungen der reduzierten
Wetterlagen durchaus erwähnenswert (s. Abb. 2-6, S. 42). So stimmen die drei separa
ten Moden der Windverteilung im Sommer mit dem gehäuften Auftreten von NW-, SW-
und SE-Lagen überein und lassen sich deshalb anhand der Monatsstatistik (Abb. 2-7,
5. 43) zeitlich genauer zuordnen. Weiter scheint der recht breite und flache Mode der
Winterverteilung die starke Tiefdruckaktivität (C-Lagen) zu spiegeln, denn transiente
Zyklonen gehen in der zentralen Nordsee in dieser Jahreszeit gewöhnlich mit einer
schnellen Abfolge von Winden aus S, SW, W, NW und N einher (s. Abb. 2-5,5.38). Auch
die extrem häufigen SE- und NW-Lagen im April bzw. Mai und Juni (vgl. Abb. 2-7,5.43)
bildeten sich im Muster der Frühlingsverteilung der Winde an der Position Ekofisk ab.
3.2.4 Zusammenfassung
Seegang ist der winderzeugte Schwingungszustand der Meeresoberfläche. Das See
gangsklima im Jahr 2004 wurde durch saisonale geographische Verteilungen von si
gnifikanter Wellenhöhe, Windsee- und Dünungsrichtung charakterisiert. Die typischen
Verteilungsmuster sind von den vorherrschenden Windverhältnissen und der geogra-
phisch-bathymetrischen Gestalt der Nordsee geprägt. Im Winter, Sommer und Herbst
waren die mittleren Wellenhöhen um bis zu 0.5 m höher als in den entsprechenden
Quartalen des windschwachen Vorjahres. Wind und Windsee kamen in diesen Jahres
zeiten durchweg aus W-lichen Richtungen. Erhebliche regionale Richtungsunterschie
de und geringere Wellenhöhen als im Vorjahreszeitraum traten im Frühjahr auf und
wurden als Ergebnis (auf monatlichen Zeitskalen) entgegengesetzter Windanomalien
interpretiert. Die Dünung hatte in allen Jahreszeiten NW-liche Richtung. Mittlere und
maximale Wellenhöhen überschritten an repräsentativen Positionen zwar die Vorjah
reswerte, blieben jedoch unter den klimatologischen Wellenhöhen. Im NW-Sturm >Pia<
kam es am 18. November in der zentralen und südlichen Nordsee zu signifikanten
Wellenhöhen um 8 m. In der nördlichen Nordsee traten in einem S-Sturm am 1. Januar
sogar Wellenhöhen von fast 11 m auf.
Anhand von Häufigkeitsverteilungen der Geschwindigkeit und Richtung des Windes
sowie der Höhe und Richtung der Windsee wurden charakteristische regionale Unter
schiede aufgezeigt. Die Richtungsverteilungen in der Deutschen Bucht sind bimodal.
Das Häufigkeitsmaximum liegt saisonabhängig zwischen SW und NW, ein Nebenma
ximum im E- oder SE-Sektor. Diese Bimodalität war weniger stark ausgeprägt als im
Vorjahr, jedoch auch im Jahr 2004 in allen Jahreszeiten präsent. Demgegenüber wie
sen die Verteilungen der Wind- und Seegangsrichtung in der zentralen Nordsee im