4.2 Organische Stoffe
Nordseezustand 2004
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allerdings innerhalb von Forschungsprojekten gewonnene Konzentrationsdaten aus
den Jahren 1990 bis 1997 für Trendschätzungen genutzt werden. Die von Bester und
Hühnerfuss (1993) für das Jahr 1991 berichteten Konzentrationen von Atrazin und
Simazin auf Stationen in der Elbfahne sind mit 70 bis 200 ng/L erheblich höher als die
im Jahr 2004 gemessenen Werte. Trotz dieser deutlichen Reduktion erscheint bemer
kenswert, dass beide Stoffe immer noch in relativ hohen Konzentrationen angetroffen
wurden, denn die Anwendung von Atrazin und Simazin wurde bereits vor einigen Jah
ren in Deutschland und vielen EU-Staaten verboten.
4.2.6 Zusammenfassung
Erwartungsgemäß ergaben sich auch im Jahr 2004 für die verschiedenen organi
schen Schadstoffe unterschiedliche räumliche Verteilungen und zeitliche Tendenzen.
Dabei lassen sich die Konzentrationen des Meerwassers z. Zt. besser bewerten als
die des Sediments. Für die meisten Schadstoffe ist die Elbe die Haupteintragsquelle
für die Deutsche Bucht. Generell nehmen die Schadstoffgehalte mehr oder minder
schnell von der Küste zur offenen See hin ab.
Außerhalb der Elbfahne sind die Konzentrationen von unpolaren Schadstoffen ge
wöhnlich sehr niedrig. Ein starker Konzentrationsabfall von der Küste zur offenen See
zeichnete deshalb die räumlichen Verteilungen sowohl der sehr lipophilen chlorierten
Kohlenwasserstoffe HCB, PCB und DDT, als auch der hochkondensierten PAK aus.
Dabei waren die Konzentrationen stark von den Schwebstoffgehalten der Proben ab
hängig.
Durch die Verbesserung der Analysemethoden ist es in den letzten Jahren möglich ge
worden, eine Vielzahl polarer Schadstoffe zu erfassen. Hierbei zeigte sich, dass viele
dieser Stoffe in weitaus höheren Konzentrationen Vorkommen als die klassischen lipo
philen Schadstoffe, so dass jene künftig stärker in die Überwachung einbezogen wer
den.
Für die meisten Chorkohlenwasserstoffe lassen sich aufgrund hoher Konzentrations
schwankungen im Meerwasser und kurzer Beobachtungszeiten keine robusten
Trends angeben. Die Konzentrationen der Hexachlorcyclohexan-Isomere a- und y-
HCH sind hingegen im Zeitraum 1989-2004 exponentiell zurückgegangen. Die Ge
halte an a-HCH halbierten sich in der Deutsche Bucht alle 4 Jahre. Die y-HCH-Gehalte
hingegen gingen zunächst bis etwa 1998 ortsabhängig um nur 5-35 % zurück, wäh
rend sie sich im anschließenden Zeitabschnitt im Überwachungsgebiet alle 2 Jahre
halbierten. Sowohl für a-, als auch y-HCH liegen die Konzentrationen inzwischen weit
unter 0.5 ng/L. Obgleich im Jahr 2004 für a- und ß-HCH in der Elbe bis zu 10fach hö
here Konzentrationen gemessen wurden, setzte sich die Abnahme auf den meisten
Stationen in der Deutschen Bucht fort. Im von der Elbfahne beeinflussten Seegebiet
vor der nordfriesischen Küste wurde der langfristige Abwärtstrend allerdings unterbro
chen.
Für die PCB- und DDT-Verbindungen der Chlorkohlenwasserstoffe wurden die Nach
weisgrenzen erniedrigt, so dass sie inzwischen auch in der äußeren Deutschen Bucht
in sehr geringen Konzentrationen nachweisbar waren. Die PAK-Gehalte des Meer
wassers liegen im Wertebereich der vorangegangenen Jahre; ein zeitlicher Trend ist
bisher nicht erkennbar.