4.2 Organische Stoffe
Nordseezustand 2004
155
Zeitliche Tendenzen sind für keinen der Stoffe auf keiner Station bisher erkennbar.
Gründe hierfür sind wiederum der kurze Beobachtungszeitraums von nur 10 Jahren
und die hohe Variabilität der Konzentrationen. Auch ein Normieren der Konzentratio
nen auf den TOC-Gehalt führte zu keiner spürbaren Reduktion der hohen Schwankun
gen.
4.2.4 Kohlenwasserstoffe
Tafel 4-4: Kohlenwasserstoffe
Erdöl wird weltweit In großen Mengen gefördert, transportiert und verarbeitet, so dass eine besondere Um
weltbeobachtung vor allem aufgrund der großen Mengen angezeigt Ist. Die Hauptbestandteile des Erdöls,
das aus einem Gemisch tausender verschiedener Stoffe besteht, sind Erdölkohlenwasserstoffe (EKW).
Mengenmäßig Ist die Untergruppe der Aliphaten (n-Alkane) am bedeutendsten, während aus toxikologi
scher Sicht die Aromaten am relevantesten sind. EKW sind wenig wasserlöslich und werden an Schwebstof
fen und In Sedimenten stark angereichert. EKW sind sehr stabil, jedoch werden n-Alkane relativ leicht
biochemisch abgebaut. Kohlenwasserstoffe werden aus der Luft, durch die Flüsse, von Schiffen und Off-
shore-Förderanlagen Ins Meer eingetragen.
Die früher zur Untersuchung der Umweltbelastung durch EKW verwendete summarische Größe >Gesamt-
kohlenwasserstoff< wurde seit 2001 nicht mehr bestimmt. Stattdessen wurden ausgewählte Elnzelkompo-
nenten, wie n-Alkane und Aromaten, erfasst. Einige der Im Erdöl vorkommenden Kohlenwasserstoffe (z. B.
n-Alkane) können auch durch pflanzliche oder tierische Organismen gebildet werden. Eine Unterscheidung
zwischen biogenem und petrogenem Ursprung Ist durch Betrachtung der relativen Konzentrationen der
einzelnen Kohlenwasserstoffe zueinander möglich. Bel den Alkanen weist eine Verteilung mit Bevorzugung
ungeradzahllger Kettenlängen auf Landpflanzen als Ursprung hin. Als Maß für den Anteil an biogenen Alka
nen wird der >Carbon Preference lndex< (CPI: Summe der ungeradzahllgen n-Alkane dividiert durch die
Summe der geradzahligen Im Bereich von n-C 20 bis n-C 30 ) verwendet, der für petrogene Muster etwa 1 und
für biogene Muster > 4 Ist. Auch Algen sind Produzenten bestimmter n-Alkane; von diesen werden vor allem
n-C 17 n-C 19 und n-C 15 gebildet.
Bei der Stoffgruppe der Kohlenwasserstoffe (KW) haben zwei Untergruppen eine be
sondere ökologische Bedeutung: Gesättigte KW (Alkane, Aliphaten) und aromatische
KW. Die Alkane (Abschnitt4.2.42, 5. 156) gewinnen ihre Bedeutung dadurch, dass sie
mengenmäßig der Hauptbestandteil von Erdöl (und daraus gewonnener Produktöle)
sind. Aromatische KW kommen zwar auch - in geringeren Konzentrationen - im Erdöl
vor, haben aber z. T. auch noch andere Quellen. Ökologisch relevant sind sie insbe
sondere aufgrund ihrer toxischen Eigenschaften, die wesentlich höher sind als die der
Alkane. Dies gilt in noch stärkerem Maß für die Aromaten-Untergruppe der Polyzykli
schen Aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK, Abschnitt4.2.43,5. 160).
4.2.4.1 Akute Ölverschmutzungen
Obwohl bei den Untersuchungen der chronischen Verschmutzung durch Erdölkohlen
wasserstoffe nur eine geringe Belastung im Meerwasser beobachtet wurde (vgl.
Abschnitt4.2.42, 5.156), sind auch im Jahr 2004 zahlreiche akute Verschmutzungen
durch Öl in der Deutschen Bucht beobachtet worden.
Von der Küstenwache (Bundesgrenzschutz See, Zoll, Vollzugsorgane der Wasser-
und Schifffahrtsverwaltung, Fischereiaufsicht), der Marine, der Wasserschutzpolizei
sowie durch private Dritte wurden im Jahr 2004 insgesamt 108 Gewässerverunreini
gungen in der Deutschen Bucht (AWZ) gemeldet (2003: 97). In der Regel handelte es