Meereschemie
Nordseezustand 2004
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Verteilungen über der Nordsee weiter belegt. Der letzte Phasensprung im Windregime
(1988) ging nicht nur mit einem spontanen Anstieg der mittleren Oberflächentempera
tur (0.9 K), einem gehäuften Auftreten eisfreier bzw. dem Ausbleiben starker Eiswinter
(Ausnahme 1996), höheren Salzgehalten und einer jahreszeitlichen Verschiebung ho
her Wasserstände einher. Anderswo wurde gezeigt, dass es gleichzeitig zu dramati
schen Veränderungen auf allen trophischen Ebenen (Plankton, Fisch, Benthos) des
Ökosystems Nordsee kam.
Die beobachtete Zunahme des Salzgehalts steht in ursächlichem Zusammen
hang mit andauernd erhöhten Salzgehalten im Nordostatlantik, einer starken Häufung
von NW-Wetterlagen im Nordseeraum und einer prononcierten Zyklonalität des Strö
mungsfeldes. Die relative Nordseefläche mit bodennahen Salzgehalten > 35 erreichte
im Jahr 2004 eine Rekordausdehnung von 53 %. Der Salzgehalt im >Fair-Isle Current<
am NW-Rand zum Atlantik unterliegt quasizyklischen Veränderungen im Periodenbe
reich von 6-9 Jahren, der auch im Spektrum des NAO-Index hohe Varianzanteile ent
hält. Die Phasenlage dieses Quasizyklus befand sich im Jahr 2004 im Maximum.
Die Abflussraten der Elbe lagen weiterhin und in nahezu allen Monaten unter den
klimatologischen Werten. Diese seit April 2003 andauernde geringe Wasserführung
wird als Konsequenz des extremen Trockenjahres 2003 gewertet. Die im Einzugsge
biet der Elbe durchweg normalen Niederschlagsmengen wurden vermutlich verstärkt
zur Grundwasserneubildung herangezogen. Die zeitliche Entwicklung des Salzge
halts bei Helgoland Reede verlief meist antiparallel zu der des Elbabflusses, so dass
die monatlichen Salzgehalte hier mehrheitlich die klimatologischen Mittelwerte über
trafen.
Meereschemie
Vom BSH wurden im Rahmen des chemischen Überwachungsprogramms fünf Mess
kampagnen in der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) durchgeführt.
Die entnommenen Meerwasser-, Schwebstoff- und Sedimentproben wurden direkt an
Bord auf verschiedenste Stoffgruppen analysiert oder für spätere Laboruntersuchun
gen konserviert. Untersuchungen außerhalb der AWZ, die geographisch im Wesentli
chen mit der Deutschen Bucht übereinstimmt, waren im Jahr 2004 nur innerhalb der
Nordseegesamtaufnahme im Juli/August möglich und aus logistischen Gründen auf
Nährstoffbeprobungen und in diesem Zusammenhang relevante Variablen wie Chloro-
phyll-a und Sauerstoff beschränkt.
Im Gebiet der Deutschen Bucht wurden umfangreiche Untersuchungen zum chemi
schen Belastungszustand des Meerwassers durch Nährstoffe, Spurenmetalle, künst
liche Radionuklide, Pestizide und andere organischen Verunreinigungen angestellt, so
dass sich hier ein guter räumlicher Überblick gewinnen ließ. Die Gehalte von Spuren
metallen und organischen Schadstoffen wurden darüber hinaus in Sedimentproben
bestimmt.
Im Untersuchungsgebiet (AWZ) sind Flussfrachten, insbesondere die der Elbe, die
Hauptquelle für die Mehrzahl der analysierten Stoffe und Verbindungen. Diese Stoffe
breiten sich mit der gewöhnlich zyklonalen Zirkulation in der Deutschen Bucht nord-
westwärts aus (Elbfahne), wobei sich die Stoffkonzentrationen durch Vermischung mit
geringer belastetem Meerwasser fortwährend reduzieren. Die räumlichen Konzentra
tionsmuster sind der Salzgehaltsverteilung dabei umso ähnlicher, je dominanter der