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Full text: Das Deutsche Hydrographische Institut und seine historischen Wurzeln

Marineministerium errichtet, nach der am 1.10.1861 ausge- 
gebenen Dienstanweisung mit folgenden Aufgaben: 
Aufnahme von Küsten, Häfen, Flußmündungen usw., 
Anfertigung, Berichtigung und Beschaffung der See- 
karten. 
Aufbewahrung der Seekarten und Erledigung des damit 
zusammenhängenden Schriftverkehrs. 
3. Prüfung und Beschaffung der nautischen Instrumente. 
Die Aufgaben, die das Handelsministerium bis dahin wahr- 
genommen hatte, gingen nur allmählich auf das Hydro- 
graphische Bureau über, als erste und dringlichste die Ver- 
messung, für die die Marine eigene Fahrzeuge einsetzen 
konnte. 
Um die Karten und Bücher auf dem laufenden halten zu 
können, war es zunächst notwendig, alle für die Schiffahrt 
wichtigen Angaben gesammelt als Nachrichten für Seefahrer 
zu veröffentlichen. Das Aufgabengebiet des Hydrographischen 
Bureaus erweiterte sich erheblich, als nach dem Kriege von 
1866 die Küsten Schleswig-Holsteins und Hannovers an 
Preußen fielen. Der Krieg 1870/71 unterbrach dann die gut in 
Fluß gekommenen hydrographischen und kartographischen 
Arbeiten; sie wurden erst im Frühjahr 1872 wieder aufge- 
nommen. Das Hydrographische Bureau erhielt nunmehr das 
umfassende Arbeitprogramm, „alle für die Kriegs- und Han- 
delsmarine zur Schiffahrt notwendigen oder nützlichen Kennt- 
nisse zu sammeln und nutzbar zu machen“. Zum Hydro- 
graphen der Admiralität wurde am 1.7.1872 Dr. Georg Neu- 
mayer berufen, der sich auch darum bemühte, das Ver- 
messungswesen zu reformieren, und besonders für bessere 
Ausbildung sorate. 
La 
Bis 1882 waren die notwendigsten deutschen Seekarten der 
Ostsee mit dem Sund und den Belten, der Nordsee sowie 
eine Übersichtskarte des Englischen Kanals — im ganzen 
44 Seekarten — erschienen. Bis 1899 waren seit der Grün- 
dung des Seekartenwerkes insgesamt 220 Seekarten ver- 
öffentlicht worden. Hiervon waren jedoch im Laufe der Jahre 
82 Seekarten veraltet oder durch neue ersetzt worden, so 
daß 1899 tatsächlich 138 deutsche Seekarten im Gebrauch 
waren — in Anbetracht der geringen personellen und sach- 
lichen Mittel eine beachtliche Leistung. 
Bis zur Jahrhundertwende waren sowohl die deutsche Kriegs- 
marine wie die Handelsschiffahrt für die außerheimischen 
Gewässer auf fremde Seekarten angewiesen, vorwiegend 
auf britische und amerikanische. Eine solche Abhängigkeit 
war auf die Dauer nicht vertretbar. Daher brachte der Staats- 
sekretär im Reichsmarineamt Admiral v. Tirpitz, im Jahre 
1900 im Reichstag eine Vorlage für eine Erweiterung des 
Seekartenwesens ein, die vom „Deutschen Nautischen 
Verein“ wärmstens unterstützt wurde. Der Reichstag be- 
willigte 1902 für den Ausbau des Seekartenwerkes in den 
nächsten zehn Jahren 2 Millionen Mark. Von 1902 bis 1908 
kamen daraufhin 128 neue Seekarten der verschiedensten 
Gebiete neu heraus. Das Ziel war damals, ein Seekartenwerk 
von etwa 2400 verschiedenen Seekarten in einem Zeitraum 
von etwa 50 Jahren zu schaffen. 
Im Jahre 1911 waren 50 Jahre seit Errichtung des Hydro- 
graphischen Bureaus verflossen. Der Bestand an Karten be- 
trug damals erst 404, nämlich 190 Karten der Ost- und Nord- 
see und des Englischen Kanals, 49 Karten des Atlantischen 
Ozeans, 12 Karten des Mittelmeeres, 20 Karten des Roten
	        
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