Besonders freue ich mich, daß neben den vielen Gästen, die sich uns verbunden fühlen,
auch so viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Seewetteramtes und des Bundesamtes für
Seeschiffahrt und Hydrographie an der Veranstaltung teilnehmen. Wenn wir uns auf die 125jährige
Geschichte besinnen, auf das, was in dieser Zeit getan und geleistet worden ist, so ist das
letztendlich die Geschichte der Menschen, die hier gearbeitet haben. Manche haben sich einen
Namen erworben weit über den eigenen Wirkungskreis hinaus. Die allermeisten haben in der
Anonymität gewirkt. Und doch hing gerade von ihnen Erfolg oder Mißerfolg entscheidend ab.
Davon, daß sie tagtäglich, jeder an seinem Platz, als Teil eines großen Ganzen ihre Arbeit getan
haben: in den Büros genauso wie in den Labors, in den technischen Einrichtungen und auf den
Schiffen.
Auch in unserer Geschichte gibt es helle und dunkle Zeiten, große und weniger herausra-
gende Leistungen, es gibt Beharrungstendenzen genauso wie den Mut zu Veränderungen und
zum Neuanfang. Was immer in diesen 125 Jahren erreicht worden ist — und ich meine, es kann
sich sehen lassen —, es ist das Verdienst aller, es ist das Verdienst jedes einzelnen an seinem
Arbeitsplatz. So ist ein solches Jubiläum Anlaß, nicht nur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
in der Abstraktion zu betrachten, sondern den vielen Männern und Frauen zu danken, die in
der maritimen Verwaltung ihre Pflicht getan haben und heute tun.
Zu einem Geburtstag darf man sich etwas wünschen. Ich wünsche mir, daß das Bundesamt
für Seeschiffahrt und Hydrographie und das Seewetteramt trotz mancher Veränderungen, die
gegenwärtig in der Diskussion sind und uns natürlich belasten, weiterhin kraftvoll hier zum
Wohle von Schiffahrt und Meer wirken werden. Ich wünsche mir, daß dieser Festakt helfen
möge, das maritime Bewußtsein in Deutschland zu stärken, nicht deshalb, weil damit unsere
eigene Bedeutung erhöht wird, sondern weil ich überzeugt bin: Unser aller Zukunft wird ganz
wesentlich vom Meer abhängen. Das wird mit zusätzlichen Aufgaben und Problemen verbunden
sein, die es zu lösen gilt. Unsere Verwaltung wird ihren Teil dazu beitragen, auch in schwierigen
Zeiten. Denn auch bei rauher See sind wir gewohnt, unsere Arbeit zu tun.
Lassen Sie mich schließen mit einem Zitat aus Shakespeares „Julius Caesar“ — nicht, um
meine literarischen Kenntnisse unter Beweis zu stellen, sondern weil dieses Zitat durchaus ein
Motto für unsere künftige Arbeit sein kann:
“There is a tide in the affairs of men,
which, taken at the flood, leads on to fortune,
omitted, all the voyage of their life
is bound in shallows and in miseries.
On such a full sea we are now afloat;
and we must take the current when it serve
or lose our ventures.”
Oder in etwas freier deutscher Übersetzung:
‚Es gibt Gezeiten im Geschick der Menschen,
die, wird die Flut genutzt, zum Glück hinführen,
wird sie verfehlt, so bleibt des Lebens Reise
in Untiefen und Widrigkeiten stecken.
Jetzt schwimmen wir auf einer hohen Woge
und müssen, wenn sie naht, die Strömung nutzen,
woll’n wir nicht scheitern.“