Grußwort
Dr. Klaus Asche
Präses der Handelskammer Hamburg
Ich beginne meinen Gruß und meinen Glückwunsch zum 125jährigen Jubiläum der Grün-
dung der Norddeutschen Seewarte mit einem. historischen Zitat:
„Die praktische wie wissenschaftliche Zweckmäßigkeit muß jedem klar einleuchten!“
Das war der Kommentar der Handelskammer Hamburg zu dem Plan, in Hamburg ein
nautisch-meteorologisches Institut einzurichten, :
Am 30. November 1867 erließ sie unter meinem Vorgänger im Amt, Präses Johann Conrad
Warnicke, eine entsprechende Anzeige; die allgemeine Zustimmung war groß: Der öffentliche
Aufruf zur Gründung der Norddeutschen Seewarte vom Dezember 1867 ist übrigens außer von
der Handelskammer Hamburg von der Handelskammer Bremen sowie von 28 Reedern beider
Städte unterzeichnet worden. Auf Hamburger Seite finden sich darunter so bekannte Namen
wie Johann Cesar Godeffroy & Sohn, Robert Miles Sloman, Ferdinand Laeisz, William O’Swald
& Co., die Hamburg-Amerikanische Paketfahrt-Aktiengesellschaft, besser bekannt als Hapag.
Carl Woermann, Johannes Schuback & Söhne und August Bolten. Es war die Zeit der bedeutend-
sten Länderneuordnung seit dem Reichsdeputationshauptschluß unter Napoleons Einfluß 1804
und elf Jahre später dem Wiener Kongreß. 1867 entstand der Norddeutsche Bund unter Preußens
Führung. Bismarck war Bundeskanzler, König Wilhelm I Bundespräsident. Der Norddeutsche
Bund widmete sich unverzüglich maritimen Fragen — intensiver als es Preußen bis dahin je
getan hatte. Am 1. Januar 1868 wurde die Norddeutsche Seewarte gegründet. Sie markiert den
Beginn der maritim-wissenschaftlichen Verwaltung in Deutschland.
Gut ein Jahr vorher, im Jahre 1866, erreichte die Segelschiffahrt in Hamburg mit 517
Schiffen ihren absoluten Höhepunkt, trotz der immer stärker aufkommenden Dampfer. Zur
gleichen Zeit wurde der erste neuzeitliche Beckenhafen Hamburgs mit Schuppen und Kaianlagen,
mit Eisenbahn- und Straßenanschluß in Betrieb genommen: der Sandtorhafen auf dem Großen
Grasbrook. Mit ihm begann der Aufstieg zum Welthafen.
Heute ist der Hamburger Hafen mit über 65 Millionen Tonnen umgeschlagener Güter
jährlich der größte deutsche Seehafen und gleichzeitig einer der bedeutendsten Freihäfen und
Warenumschlagsplätze. der Welt.
Das praktische Ziel der Norddeutschen Seewarte war vor allem, die ozeanischen Seewege
zu sichern und abzukürzen. Zahlreiche Beobachtungen von Schiffsführern über Strömungen.
Winde und Gezeiten wurden in der Seewarte zu individuellen Segelanweisungen verarbeitet,
die sich zusammen mit verbesserten nautischen Instrumenten als außerordentlich nützlich erwie-
sen: viele Reisen konnten so verkürzt und Kosten in erheblichem Umfang eingespart werden.
Daß es die Handelskammer Hamburg war, auf deren Initiative hin die Scewarte gegründet
und über mehrere Jahre hinweg vorfinanziert wurde, bis das Deutsche Reich von 1873 an die
vollen Kosten übernahm, erfüllt mich mit besonderem Stolz.
Die Norddeutsche Seewarte ist der Ursprung des heutigen Bundesamtes für Seeschiffahrt
und Hydrographie, aus dem ehemals privaten Ein-Mann-Institut ist über verschiedene Stationen
und Verschmelzungen eine zentrale maritime Behörde des Bundes mit über 1.000 Mitarbeitern
in Hamburg und der Außenstelle Rostock geworden, eine unverzichtbare Institution, die ganz
gezielt der Stärkung maritimer Belange dient. Das Bundesamt nimmt in vorbildlicher Weise
eine eindrucksvolle Bandbreite von Funktionen wahr und genießt national wie international
einen glänzenden Ruf. Das Amt leistet Hervorragendes für alle meeresbezogenen Tätigkeiten:
für die Schiffahrt und die Fischerei genauso wie für den Meeresbergbau und den Meeresumwelt-
schutz, nicht zuletzt aber auch für die weiterführende Meeresforschung.