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Inzwischen näherte sich hinter dem über der Norwegischen See und der Nordsee liegenden
Tief von den Britischen Inseln her ein Hochdruckgebiet. Der Druckgradient zwischen den
beiden Zentren verstärkte sich am Mittag des 7. April gefährlich, vor allem über dem
zentralen Bereich der Ostsee.
Abb. 6.14.1. Zugbahn des Tiefdruckzentrums von 00 UTC am 7. April bis 00 UTC am 10.
April 1995, Luftdruck und Windfeld über der Ostsee am 8. April 1995, 06 UTC
Der steile Gradient schwächte sich erst am 9. April langsam ab, als sich das Tief innerhalb
von 24 Stunden - von 03 UTC am 8. April bis 03 UTC am 9. April - auffüllte, während es in
Richtung Litauen, Nordostpolen und West-Weißrussland zog, um von dort aus weiter nach
NO - N zu ziehen. In den Abendstunden des 9. April war das Tief in der Nähe des Ladoga
sees immer noch gut zu erkennen (993 hPa), von wo aus es dann in nord-nordwestlicher
Richtung über Finnland hinweg zog. Das abziehende Tiefdruckgebiet hinterließ einen
langgezogenen Ausläufer, so dass die Isobaren über der Ostsee weiterhin in Nord-Süd-
Richtung verliefen.
Während sich die obige Luftdrucklage am 7. April aufbaute, drehte der ursprünglich mit 5 - 7
Bft aus westlichen Richtungen und später mit 6 - 8 Bft aus SW wehende Wnd am
Nachmittag auf W - NW (zuerst in den östlichen und mittleren Gebieten) und nahm auf 7-9
Bft zu. Am 8. April herrschten weiterhin nördliche bis nordwestliche Wnd über den
westlichen, südlichen und südöstlichen Teilen der Ostsee, während in den mittleren und
nördlichen Bereichen Winde aus N - NO vorherrschten. Die Wndstärke erreichte 7 - 9 Bft,
in Böen 10 Bft. Der Wnd legte sich erst am Abend des 8. April, als sich das Sturmzentrum
langsam in Richtung Weißrussland verlagerte.
Hydrologische Reaktion des Wasserstandes
Die aufgrund der oben geschilderten meteorologischen Lage entstehende Sturmflut
überschnitt sich mit den ohnehin schon relativ hohen Wasserständen an der Küste (520-
540 cm). Die Wasserstände stiegen relativ gleichmäßig, zuerst im mittleren Bereich der
Küste, und die Höchststände wurden fast gleichzeitig um ca. 17 UTC am 8. April an der
gesamten Küste erreicht. Die erreichten Höchstwasserstände bewegten sich zwischen
608 cm in Sassnitz und 629 cm in Wsmar. Die mittlere Anstiegsrate lag in Wsmar und
Warnemünde knapp über 6 cm/h, in Swinoujscie und Kotobrzeg bei 3 cm/h (Abb. 6.14.2.).