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Abb. 6.12.1. Zugbahn des Tiefdruckgebiets, Luftdruck und Windfeld über der Ostsee am
21. Februar 1993, 12 UTC
Inzwischen zog ein neues aktives Tiefdruckgebiet rasch von der Norwegischen See heran
und wanderte über Skandinavien hinweg zur südöstlichen Ostsee, wo es sich am 20.
Februar zwischen 00 und 09 UTC verlangsamte und nach Osten weiterzog, um gegen Mittag
die litauische Küste zu erreichen. Ähnlich wie schon am Vortag entstand hinter dem Tief ein
Hochdruckrücken über Skandinavien. Am Nachmittag des 20. Februar wurden in dem von
dem Tiefdruckgebiet ausgehenden zyklonalen Wndsystem SW-W-Wnde der Stärke 6-8
Bft über der westlichen und südlichen Ostsee gemessen. In der Nacht zum 21. Februar
entwickelte sich ein Sturm aus nördlicher Richtung, der schon bald - kurz nach 09 UTC - auf
NO drehte und 7 - 9 Bft erreichte. Der NO-Sturm erfasste zunächst die nördliche und
zentrale Ostsee, dehnte sich aber bereits gegen Mittag des 21. Februar auf die westlichen,
südlichen und südöstlichen Gebiete der Ostsee aus. Mit der nördlichen Luftströmung
erreichte arktische Kaltluft das Gebiet und führte zu einer Zunahme der Sturmböen. Am
späten 21. Februar schwächte sich der Luftdruckgradient über Dänemark, dem Kattegat und
der westlichen Ostsee ab, das Tief füllte sich allmählich und zog nach Litauen ab.
Infolgedessen flaute der Sturm in den Morgenstunden des 22. Februar über der gesamten
südlichen Ostsee auf 8-6 Bft, später 7-5 Bft, ab.
Im Laufe des Tages wurde der Luftdruckgradient über der westlichen Ostsee infolge eines
sich von den Britischen Inseln ostwärts erstreckenden Hochdrückrückens wieder stärker. Im
westlichen Bereich der Küste frischte der auflandige Wnd aus Nordost auf und hielt bis in die
frühen Morgenstunden des 23. Februar an, um sich dann allmählich abzuschwächen.
Hydrologische Reaktion des Wasserstandes
Die beschriebene meteorologische Lage hatte eine Reihe von Wasserstandsschwankungen
an der südlichen Ostseeküste zur Folge. Vor dem ersten Wndstau kam es um die
Mittagszeit des 19. Februar herum erst zu einem Absinken der Wasserstände. Die
Wasserstände begannen dann in den Abendstunden des 19. Februar zu steigen und
erreichten rasch ihre Maxima, wobei die Extremwerte allerdings unter 590 cm blieben.
Nachdem der Wind von nördlichen auf küstenparallele Richtungen gedreht hatte und
abgeflaut war, fielen die Wasserstände allmählich. Das Sinken der Wasserstände wurde
durch einen über der westlichen und südlichen Ostsee am Nachmittag und Abend des 20.
Februar entstehenden SW-Sturm erheblich beschleunigt. Der Tiefststand von fast 460 cm