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den Britischen Inseln ein Hoch gebildet, das sich ostwärts über die Nordsee, Skandinavien
und die Ostsee ausdehnte (Abb. 6.11.1.).
In den Nachtstunden des 16. Januar drehten die vorherrschend westlichen Winde der Stärke
6 - 7 Bft über der Ostsee rasch auf NW - N und nahmen auf 7 - 9 Bft zu, zuerst im mittleren
Bereich der Küste (um Mitternacht am 16. Januar) und etwas später (ca. 05 UTC am 17.
Januar) auch im westlichen Küstenbereich. Der Sturm hielt bis zum 17. Januar um die
Mittagszeit an. Nachdem sich das in östlicher Richtung wandernde Tief über Weißrussland
aufgefüllt hatte und die Ostsee sich im Einflussbereich des Hochs befand, drehte der Wind
vor allem im westlichen Küstenbereich langsam zurück und nahm auf 8 - 6 Bft ab, mit weiter
abnehmender Tendenz. Der Wnd drehte weiter in ablandige Richtung und kam am 18.
Januar zeitweise aus SW, vor allem im westlichen Teil der Küste.
Abb. 6.11.1. Zugbahn des Tiefdruckgebiets vom 16. Januar, 00 UTC, bis 17. Januar,
12 UTC; Luftdruck und Windfeld am 17. Januar 1992, 06 UTC
Hydrologische Reaktion des Wasserstandes
Der auflandige Wind in der Nacht vom 16. auf den 17. Januar führte zu einem Wndstau, der
im mittleren Teil der Küste gegen Mitternacht am 16. Januar begann und sich nach Westen
hin fortsetzte, was am 17. Januar ab ca. 05 UTC zu einem Anstieg des Wasserstandes in
Wsmar führte. In Kotobrzeg wurde der Höchststand von 640 cm am 17. Januar um 08 UTC
registriert, etwa gleichzeitig mit dem Höchststand von 616 cm in Swinoujscie. In Sassnitz
stieg der Pegel etwa zwei Stunden später auf den Höchststand von 636 cm, und in
Warnemünde zwischen 11 und 12 UTC auf etwas über 598 cm. Der Höchststand in Wismar
betrug 613 cm, gemessen um 12 UTC (Abb. 6.11.2.).
Ab ca. 22 UTC am 16. Januar stieg das Wasser um ungefähr einen Meter innerhalb von
12 Stunden (in Kotobrzeg innerhalb von nur 9 Stunden). Die höchste Anstiegsrate wurde in
Kotobrzeg mit 31 cm/h gemessen; der Wert in Wismar betrug 30 cm/h. Die mittlere
Anstiegsrate variierte im zentralen Küstenbereich von 9-12 cm/h und im westlichen
Küstenbereich von 11-14 cm/h. Die hohen Wasserstände (über 580 cm) hielten in
Warnemünde 8 Stunden lang an und in Kotobrzeg 14 Stunden. Danach sanken die
Wasserstände und zwar im mittleren Teil der Küste etwas gleichmäßiger als in den anderen
Gebieten.
Die Ursache der um ca. 30 cm höheren Wasserstände im zentralen Küstenbereich während
der Kulminationsphase der Sturmflut war nicht nur der stärkere, vorwiegend auflandige Wnd,
sondern auch das um etwa 30 cm höhere Ausgangsniveau vor Beginn des Anstiegs.