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Am 8. Januar herrschten über den südlichen Ostseebecken leichte bis mäßige Winde aus W
bis SW/SO. Bei Annäherung des Tiefs drehte der Wind auf SW und erreichte über der
westlichen Ostsee mäßige bis hohe Wndgeschwindigkeiten. Ein NW-N-Sturm der Stärke 6-8
Bft entwickelte sich hinter dem Tief und traf gegen 15 UTC am 8. Januar auf die Küste der
Wsmarschen Bucht und gegen Mitternacht mit verstärkter Gewalt auf die Küste der
Pommerschen Bucht und Teile der mittleren Ostseeküste. In den Frühstunden des 10.
Januar flaute der inzwischen aus NO kommende Sturm allmählich ab, während das Tief in
südlicher Richtung abzog.
Über der südlichen Ostsee herrschte jedoch immer noch NO-Sturm wechselnder Stärke. Es
wurden infolge extrem kalter kontinentaler Luftmassen über dem im südlichen Bereich noch
nicht ganz zugefrorenen Meer (die Küstenstationen meldeten am 10. Januar um 6 UTC
-22 °C in Kaliningrad, -25 °C in Klaipeda, -26 °C in Liepaja, -31 °C in Riga und -35 °C in
Helsinki) sehr starke Böen registriert.
Am 11. Januar stieg der Luftdruck in dem über Skandinavien liegenden Hoch auf 1052 hPa.
Der steilste Gradient, der mit einem stetigen NO-Sturm der Stärke 8-10 Bft einherging, wurde
an der südlichen und südöstlichen Küste von Schweden gemessen. Am 12. Januar zwischen
06 und 21 UTC, während sich eine ausgedehnte, flache Zone tieferen Luftdrucks über
Mitteleuropa bildete und nordwärts bewegte, erreichte der Sturm seine höchste Stärke. Der
Bereich des steilsten Gradienten, in dem der heftigste Sturm tobte, bewegte sich auf die
skandinavische Küste und den westlichsten Teil der westlichen Ostsee zu, während im
Bereich der südlichen und südöstlichen Ostsee weiterhin etwas schwächere, vorwiegend
küstenparallele Wnde herrschten (Abb. 6.8.2.). Erst gegen 00 UTC am 13. Januar flaute der
Wnd an der südlichen Ostseeküste allmählich ab, während der Sturm auf See und im Gebiet
der Zentralen Ostsee noch mehrere Tage lang anhielt.
Abb. 6.8.2. Luftdruck und Windfeld am 12. Januar 1987, 18 UTC, über der südlichen Ostsee
Hydrologische Reaktion des Wasserstandes
Während der Sturmflut vom 8. - 9. Januar 1987 begann der Wasserstandsanstieg in Wsmar
und Warnemünde zwischen 12 und 15 UTC am 8. Januar, als der Wind auf NW drehte und
Sturmstärke erreichte. Zwischen 18 und 21 UTC stieg der Wasserstand im mittleren Bereich
der Küste rasch an infolge des hinter der Kaltfront einsetzenden Sturms der Stärke 7-8 Bft
aus Nordwest bis Nord. Der Höchststand wurde zuerst in Sassnitz erreicht (605 cm um ca.
03 UTC am 9. Januar), wo auch der stärkste mittlere Anstieg pro Stunde (10 cm/h bzw.