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Hydrologische Reaktion des Wasserstandes
Die erste Phase der Sturmflut begann am 24. Dezember um die Mittagszeit herum. Die
Wasserstände an der gesamten Küste stiegen allmählich um ca. 6 cm pro Stunde an. Die
Maxima im mittleren Bereich der Küste wurden am 25. Dezember zwischen 2 und 3 UTC
erreicht, mit Werten von 562 cm in Kotobrzeg, 580 cm in Swinoujscie und 561 cm in
Sassnitz. Dagegen wurde im westlichen Bereich der Küste der Höchststand zwischen 6 und
7 UTC beobachtet, mit Werten von 582 cm in Warnemünde und 590 cm in Wismar. 12 bis 14
Stunden lang blieben die Wasserstände an der gesamten Küste 0,7 - 1,3 m über dem
mittleren Wasserstand, wobei der Anstieg im westlichen Teil der Küste erheblich steiler war.
In der Nacht vom 25. Dezember führten starke südliche bis südwestliche Winde mit der
dadurch verursachten zyklonischen Störung zu sinkenden Wasserständen an den Küsten
der südlichen Ostsee und relativ niedrigen Wasserständen in der Nacht vom 25. zum 26.
Dezember (von 497 cm in Kotobrzeg bis 445 cm in Wismar).
Abb. 6.2.2. Wasserstandsänderungen während der Sturmflut vom Dezember 1976
Ein heftiger Nordsturm in den Frühstunden des 26. Dezember ließ die Wasserstände wieder
rasch ansteigen. Maxima wurden um 10 UTC erreicht: 611 cm in Wismar, 593 cm in
Warnemünde, 590 cm in Sassnitz, 605 cm in Swinoujscie und 602 cm in Kotobrzeg. In
Swinoujscie wurde bereits fünf Stunden vor dem allgemeinen Höchststand um 4 UTC ein
lokales Maximum gemessen (Abb. 6.2.2.).
Das Wasser stieg extrem schnell: im mittleren Bereich der Küste stieg es innerhalb weniger
Stunden um 1 m, und im westlichen Teil sogar um 1,5 m. Die schnellste während der
Anstiegsphase gemessene Zunahme lag über 50 cm pro Stunde. Der Mittelwert bewegte
sich zwischen 23 cm/h in Swinoujscie und 11 cm/h in Sassnitz. Bezogen auf den
Referenzwasserstandsindikator (490 cm am 24. Dezember) lag die Dauer dieser Sturmflut
zwischen 50 Stunden in Wismar und 66 Stunden in Kotobrzeg.