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4. PERIODISCHE SCHWANKUNGEN DES MEERESSPIEGELS
Die deutsche Ostseeküste westlich der Ostsee-Längsachse ist für relativ hohe Sturmfluten
anfällig, vor allem bei Stürmen aus Nordost (Stigge, 1994). Aufgrund der wirtschaftlichen
Bedeutung dieses Gebietes sind sowohl ein systematischer Küstenschutz als auch ein
operationeller Wasserstandsvorhersagedienst erforderlich. Die Auslegung von
Küstenschutzbauwerken wie z.B. Deichen erfolgt auf der Grundlage der lokalen
Sturmflutwahrscheinlichkeit. Die meteorologischen Bedingungen, die an der Küste von
Pommern zu einer Sturmflut von 1 m führen, können an der Küste von Schleswig-Holstein
eine Sturmflut von 1,5 m zur Folge haben. Dies ist bei der historischen Entwicklung der
Küstenschutzbauwerke berücksichtigt worden. Die weiter östlich gelegenen Deiche sind
meistens niedriger als im westlichen Teil der deutschen Ostseeküste. Extreme
Schwankungen des Wasserstandes sind nicht nur Folge von Wettereinflüssen, sondern auch
von Eigenschwingungen des gesamten Wasserkörpers der Ostsee (mit Perioden von 27,5 -
39 Stunden) oder Schwingungen in Buchten oder Flussmündungen mit einer
charakteristischen Periode von wenigen Stunden. Abb. 4.1. zeigt eine
Wasserstandsschwankung um ca. 3 m innerhalb von 24 Stunden an der Pegelstation Kiel-
Holtenau. Die Schwankung wurde von einer Änderung der Windrichtung in der zentralen
Ostsee von NO nach SW ausgelöst. Abb. 4.2. zeigt Wasserstandsschwankungen von ca.
einem halben Meter pro Stunde in der Warnow-Mündung in Rostock.
Kiel - Holtenau
Jahr 2001
Abb. 4.1. Wasserspiegelschwankung um ca. 3 m innerhalb von 24 Stunden am Pegel Kiel-
Holtenau als Folge einer Änderung der Windrichtung in der zentralen Ostsee
Vor allem die westlichsten Gebiete unterliegen dem Einfluss einer regelmäßigen Tide mit
einer Periode von 12,4 Stunden und Amplituden von ca. 15 cm bei Wismar (Abb. 4.3.) und
10 cm in Warnemünde. Sturmfluten mit einer Dauer von gemeinhin 1-2 Tagen können
somit durch verschiedene Schwingungen beeinflusst werden.
Weitere periodische Wasserstandsschwankungen mit einer Periode von 1 1/2 Jahren und
einem Anstieg des Wasserstandes um 20 cm wurden ebenfalls beobachtet. Der mittlere
Wasserstand (z.B. während einer Woche) ohne sturmbedingte Anstiege ist ein Maß für den
sogenannten „Füllungsgrad“ (der gesamten Ostsee). Der Meeresspiegel steigt an, wenn
Tiefdruckzentren von SW nach NO über Skandinavien ziehen; solche Wetterlagen können
mehrere Wochen anhalten. Während dieser Wetterlagen kann in der zentralen Ostsee
starker Wind aus südwestlichen Richtungen auftreten, in der westlichen Ostsee Wind aus
westlichen und im Kattegat aus nordwestlichen Richtungen. Das führt zu einem