Nordseezustand 2003
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Zusammenfassung
Der Zustandsbericht der Nordsee für das Jahr 2003 wurde gegenüber dem Pilotbe
richt (Loewe et al. 2003), der auf den meeresphysikalischen Zustand fokussiert war,
um eine umfassende meereschemische Zustandsanalyse erweitert. Mit der gemein
samen Darstellung des meteorologischen, hydrographischen und chemischen Zu
stands der Nordsee wurde ein großer Schritt hin zur Integration der Ergebnisse aus
den meereskundlichen Teildisziplinen unternommen. Die wichtigsten Ergebnisse sind
in den nachfolgenden Abschnitten zusammengefasst.
Atmosphären physik
Die großräumige atmosphärische Zirkulation, deren grundsätzliche Form und Intensi
tät sich durch einen Index der Nordatlantischen Oszillation (NAO) abschätzen lassen,
ist eine wichtige Randbedingung für den ozeanographischen Zustand der Nordsee.
Im Herbst und Winter 2003 überwogen schwache oder negative NAO-Zustände, wel
che eine abgeschwächte Zonalzirkulation indizieren.
Für eine differenziertere Analyse der atmosphärischen Zirkulation über der Nordsee
wurden die täglichen Wetterlagen mit einem objektiven Verfahren klassifiziert. Gegen
über dem Vorjahr verdoppelte sich die Häufigkeit von Hochdruckwetterlagen auf
knapp 30 % (100 Tage). Lange Hochdruckperioden von 16, 17 bzw. 12 Tagen ereig
neten sich im Februar, März bzw. August. Diese standen in ursächlichem Zusammen
hang mit anomal kalten Lufttemperaturen im Winter und den mediterranen Tempera
turen während der Hundstage im August. Die Sturmaktivität reduzierte sich von 24
(2002) auf 16 Ereignisse und war wesentlich auf die Monate Dezember und Januar
beschränkt. Die Windstärken waren besonders im Winter und Herbst gegenüber den
jenigen des Vorjahres stark abgeschwächt. Die Hauptwindrichtungen waren wie im
Jahr 2002 SW und W und traten mit einer unveränderten Häufigkeit von 18 % bzw. an
66 Tagen auf.
Physikalische Ozeanographie
Modellbasierte Abschätzungen der saisonalen Oberflächenzirkulation der Nordsee
wiesen im Winter und Herbst 2003 eine erheblich geringere Strömungsintensität und
Richtungsstabilität auf als im Vorjahr. Der atlantische Einstrom am NW-Rand der
Nordsee war stark reduziert. Der Nettoeinstrom durch den Kanal fiel gegenüber dem
Vorjahrestransport von 1 Sv (10 6 m 3 /s) auf 0.03 Sv ab. Der im Herbst 2002 mit unge
wöhnlich starken SE-Winden verbundene kräftige Ausstrom aus der Ostsee über der
Norwegischen Rinne trat im Jahr 2003 nicht auf.
Die Klassifizierung der täglichen Reststrommuster in der Deutschen Bucht belegte er
neut die Dominanz zyklonaler Strömungsmuster (150 Tage) gegenüber antizyklonalen
(50 Tage) sowie variablen Zirkulationsformen (109 Tage). Während sich die Jahres
häufigkeiten dieser Haupttypen von den Vorjahreswerten (143, 42, 131 Tage) wenig
unterschieden, wurden starke inverse Änderungen im Anteil variabler Zirkulationsmu
ster, die teils durch mesoskalige Wirbelstrukturen geprägt sind, für die Jahreszeiten
Winter und Herbst festgestellt. Einem Häufigkeitsanstieg von 13 (Winter 2002) auf 34
Tage im Winter 2003 stand ein Rückgang von 35 auf 14 Tage im Herbst gegenüber.