Nordsee und Deutsche Bucht 2002
BSH
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Weder bei der Winteraufnahme noch bei der Sommeraufnahme treten in der südlichen Bucht
zwischen Themse- und Rheinmündung Salzgehalte über 35 auf. Der Einstrom durch den
Englischen Kanal scheint daher nur gering zu sein. Dies wird bestätigt durch englische
Daten, die auf der 52° N Felix-Rotterdam-Route gewonnen wurden (ICES 2003).
Die Salzgehaltsverteilung in der Deutschen Bucht im Winter spiegelt die erhöhte Süß
wasserzufuhr im Februar wider (S < 30), die sich allerdings noch auf die innere Deutsche
Bucht beschränkt. Bei der Sommeraufnahme, die noch vor dem Elbehochwasser entstand,
haben sich die erhöhten Süßwassereinträge durch die kontinentalen Flüsse und durch den
Ausstrom der Ostsee auf nahezu die gesamte östliche Hälfte der Nordsee ausgebreitet.
2.5 T/S/ö 2 Vertikalschnitte
Die Abb. 2-13 bis Abb. 2-15 zeigen die vertikalen Temperatur-, Salzgehalts- und Sauerstoff-
Verteilungen auf sechs West-Ost-Schnitten, wie sie mit dem Schleppsystem Delphin wäh
rend der Gauß-Reise 385 (16. bis 31. Juli 2002) gemessen wurden.
Die Lage der Schnitte ist aus der Weiserkarte oben rechts in den Abbildungen ersichtlich.
Für die Darstellung wurden die Messdaten vertikal auf 1 dbar Stufen reduziert. Der hori
zontale Abstand zwischen zwei Messwerten beträgt in Abhängigkeit von der Tauchtiefe
maximal 700 m, so dass beispielsweise der Schnitt entlang 58° N mit etwa 95.000 Daten
belegt ist.
Die Deckschicht mit höchsten Temperaturen von ca. 17.5 °C vor Jütland (56° N) wird durch
die deutlich erkennbare Temperatursprungschicht von der Bodenschicht getrennt, deren
Temperaturminimum bei 7 °C nördlich der Doggerbank in der zentralen Nordsee liegt. Der
starke Temperaturgradient in 20 bis 40 m Tiefe ist für die Nordsee in den Sommermonaten
typisch und verhindert den Transport von Wärme und Sauerstoff aus der warmen Deck
schicht in die 5 bis 8 °C kältere Bodenschicht. Umgekehrt wird der Transport von Nährstoffen
aus der Bodenwasserschicht in die Deckschicht durch die Sprungschicht in gleicher Weise
blockiert. Die Sprungschicht ist mit nur 5 m Dicke am markantesten in der zentralen Nordsee
(57° N) ausgeprägt.
Der Schnitt entlang 55° N führt über die Doggerbank und schneidet westlich der Doggerbank
den sogenannten cold water pool an. Selbst auf der flachen Doggerbank ist im westlichen
Teil eine schwache Temperaturschichtung erkennbar. Östlich der Doggerbank zeigt sich
ebenfalls eine ausgeprägte Temperaturschichtung mit einer nur dünnen Bodenwasser
schicht, deren geringes Volumen bei dem bakteriellen Abbau organischer Substanz zu einer
schnelleren Zehrung des gelösten Sauerstoffs führt.
In der Norwegischen Rinne (Ostabschnitte der Profile entlang 58° N, 59° N und 60° N) wird
durch den niedrigen Salzgehalt des Baltischen Ausstroms ein Salzgehaltsgradient zum tiefer
liegenden Atlantischen Wasser erzeugt, der zusätzlich den Temperaturgradienten verstärkt.
In der Darstellung der Salzgehaltsprofile ist der massive Einfluss des Atlantischen Wassers
mit Werten > 35 bis in die zentrale Nordsee hinein klar erkennbar (Profile entlang 58° N, 59°
N und 60° N). Nur in Arealen mit Einstrom von salzarmem Wasser (kontinentale Abflüsse:
Profile entlang 55° N und 56° N; Baltischer Ausstrom: Profile 58° N, 59° N und 60° N) bilden
sich ausgeprägte vertikale und auch horizontale Salzgehaltsgradienten. Auffällig ist das
weite Vordringen des salzarmen Wassers des Baltischen Ausstroms bis etwa 3° E entlang
58° N. Die niedrigen Salzgehalte in der Deutschen Bucht und vor der jütländischen Küste im
Osten zeigen den erhöhten Eintrag von Süßwasser in der ersten Hälfte des Jahres 2002.