Auswirkungen des Elbehochwassers vom August 2002 auf die Deutsche Bucht
79
8 Abschließende Überlegungen
und Schlussfolgerungen zu den
durchgeführten Sondermess
programmen
Die zum Teil nicht geplanten und kurzfris
tig organisierten mehrmalige Beprobungen
der Deutschen Bucht mit FS GAUSS in
nerhalb von wenigen Wochen sowie die
hydrographische Untersuchung mit VWFS
ATAIR waren ein großer logistischer Auf
wand. Es muss jedoch positiv festgestellt
werden, dass kurzfristige Änderungen in
nerhalb längerfristiger Planungen durch
geführt werden können, um auf nicht vor
hersehbare Ereignisse wie dieses Hoch
wasser zu reagieren. Dies ist im Übrigen
auch im Überwachungskonzept des Bund-
Länder-Messprogramms (BLMP) vorgese
hen.
Sehr hilfreich für die Interpretation der
gemessenen Daten sind die operationeilen
Modelle und die daraus errechneten Si
mulationen des Elbewassereintrages in
die Deutsche Bucht. Einerseits konnte die
Einmischung der aus der Elbeflut stam
menden Wassermassen, in die Helgolän
der Bucht - auch für die interessierte Öf
fentlichkeit über das Internet - anschaulich
gemacht werden. Andererseits standen
Elbewasser-Ausbreitungsszenarien zur
räumlichen und zeitlichen Planung der
Probenahmen während der Überwa
chungsfahrten zur Verfügung. Eine An
passung der Probenahmestrategie an die
aktuellen Verhältnisse wurde hierdurch
unterstützt.
Als außerordentlich nachteilig für die zeitli
che Verfolgung des Elbehochwasserein
trags in die Deutsche Bucht erwies sich
jedoch, dass die automatische MARNET-
Messnetzstation bei der früheren Feuer
schiffposition „Elbe 1“ seit Dezember 1999
nicht mehr existiert. Dieser Verlust be
deutet den Wegfall einer Frühwarnein
richtung für Schadstoffeinträge aus Elbe
und Weser in die Deutsche Bucht und eine
Verschlechterung der Bewertungsmög
lichkeiten, sogar für bedeutende episodi
sche Umweltereignisse wie das zurücklie
gende Elbehochwasser. Die Station hätte
wesentliche Informationen über die "nor
male" Hintergrundbelastung sowie die
Ausprägung des durch das Extremereignis
Elbeflut verursachte Signal, insbesondere
die möglicherweise erhöhten Einträge von
Nährstoffen, liefern können. Diese Ein
schätzung wird durch die, bis zum Zeit
punkt der Kenterung des „UFS Elbe“, im
Rahmen des Forschungsprojektes CAN-
VAS (CANVAS, 2000) sehr erfolgreich
aufgenommenen Datenreihen unter
mauert. Aufgrund der aktuellen Erfahrun
gen sollte die Bedeutung automatischer
Messungen auf dieser Position in der
Deutschen Bucht neu bewertet werden.
Das Monitoring in der Nordsee und deut
schen Bucht war in den letzten Jahren neu
organisiert worden. Verschiedene Instituti
onen messen die unterschiedlichsten Pa
rameter auf einem weitgehend festgeleg
ten Stationsnetz zu vereinbarten Zeiten
zum Teil für unterschiedliche Fragestel
lungen. Das BSH hat sich aufgrund lang
jähriger Erfahrungen entschieden, die
Schwermetalle und die Nährstoffe in der
Wasserphase zur Zeit der geringsten bio
logischen Aktivität und damit der gerings
ten Variabilität im Winter zu messen. Die
Interpretierbarkeit der Schwermetalldaten
sätze wird durch diese, biologische Ein
flussgrößen minimierende Probenah
mestrategie wesentlich verbessert. Die
organischen Schadstoffe werden im
Frühjahr bis Sommer, nach deren Einsatz
in der Landwirtschaft und zum Zeitpunkt
ihrer höchsten Konzentration in der Deut
schen Bucht bestimmt. Die notwendige
unterschiedliche Bewertung der Randbe
dingungen von Umweltmessungen zur
Optimierung der individuellen Probenah
mestrategien einzelner Untersuchungspa
rameter führt zwangsläufig zur zeitlichen
und räumlichen Verteilung der Einzelakti
vitäten im Routinebetrieb unter knappen
Ressourcen. Ein Umstand der die Nutzung
des aus einer gemeinsamen Bewertung
aller Untersuchungsparameter entstehen
den zusätzlichen Information im Normal
betrieb verhindert. Die durch das Elbe
hochwasser motivierte Sonderbeprobung
der Deutschen Bucht hat nun einen ge
meinsamen, umfassenden Datensatz der
unterschiedlichen Monitoringparameter er
möglicht. Bereits zu diesem frühen Zeit
punkt der Auswertung wird das erhebliche